■ Soundcheck
: Bad Religion / Green Day / Boredom / Sugar / Blur / Echobely

Gehört: Bad Religion/Green Day. Die Institution Bad Religion zappelte ihren honorigen Blumenstrauß bunter Melodien vor ihrer Gemeinde junger Menschen im überfüllten Docks erwartungsgemäß routiniert ab. Die marginale Weiterentwicklung dieser Band erschließt sich wohl nur dem aufmerksamen Zuhörer. Irgendwie symphonisch. Weitaus erfrischender war an diesem Abend der Auftritt von Green Day. Vielleicht mit dem Mute der Verzweiflung zurück zum Dreierpack: Bass, Gitarre, Schlagwerk. Ein wenig mehr als drei Akkorde. Aber reichlich vorwitzig das Experiment gestartet, The Jam und umliegende Dörfer in ordinären Punkrock zu giessen und von ziemlich unspektakulären Protagonisten darbieten zu lassen. Wer seinen Kram so unbefangen spielt und dabei nicht einmal die passenden Attitüden ausläßt, verdient in diesen Tagen ein wenig Hochachtung. Es bliebe zu wünschen, daß diese Band eher schnell wieder von der Bildfläche verschwindet, als zu einem Dinosaurier zu verkommen. So wie die ihnen nachfolgenden Musiker, die ihre Credibility daraus beziehen, daß sie mal richtungsweisend waren.

Ulf Paustian/Foto: JMS

Gehört: Boredom/Sugar. Mag sein, daß 80 Prozent der nur halbgefüllten Markthalle nicht meiner Ansicht sind, doch irgend jemand hätte Bob Mould und seinen beiden Mitstreitern sagen sollen, daß es keinen Zweck hat. Denn es hatte keinen Zweck. Die sechs unter Adrenalinüberschuß leidenden Japaner von Boredom hatten alle Wahrnehmnungssynapsen in Schwingung gebracht, vor allem aber hatten sie jedwede klassische Songstruktur und Rockdramatik so lebendig und überzeugend ad absurdum geführt, daß selbst Sugar, die ja nicht Bon Jovi sind, langweilig und statisch wirkten. Mit drei Schlagzeugen, Trompete, allerlei Geräusch und Geschrei aus allen Richtungen sprengten die Boredoms den Rockkontext ebenso überbordend wie diszipliniert. Besonders Bob Moulds neues Rückzugsmodell, den Leuten zu geben, was sie wollen, das er ohne wenn und aber durchzog, wirkte da völlig überholt. Traurig irgendwie. Uschi Steiner

Heute abend: Blur/Echobelly. Gute-Laune-Pop ohne Ende. Fröhliche Tommie-Sommerhits von der Costa del Sol und kruder Humor vor englischer Reihenhaus-Nostalgie, das sind Blur. Echobelly mögen es dagegen etwas kathedraler aber nichtsdestotrotz gutgelaunt. Schönste englische Jubelmusik zum Mitschunkeln und Saufen. Very british.

Markthalle, 21 Uhr