Gerd Weiland schlägt zurück

■ Streit um HSW-Deal spitzt sich zu: Ex-HSW-Chef Weiland erhebt schwere Vorwürfe gegen Senat und Landesbank Von Florian Marten

„Es ist schon eine bittere Erfahrung, als Strolch der Stadt durch den Dreck gezogen zu werden, während diejenigen, die die Fakten kennen, vornehm schweigen.“ Dr. Gerd Gustav Weiland, Rechtsanwalt, ehemals mächtiger SPD-Politiker und Stahlunternehmer, hat in einem Schreiben an SPD-Fraktionschef Günter Elste sein Schweigen gebrochen. Weiland wird vorgeworfen, ein 10-Millionen-Darlehen der Stadt nicht fristgemäß zurückgezahlt zu haben.

Wenn Elste heute morgen seine Post durcharbeitet, wird er zumindest in diesem Punkt Beruhigung spüren. Weiland in seinem Schreiben vom 12. Oktober an den „Lieben Günter“: „DM 10 Mio. sind am heutigen Tag gezahlt worden.“ Weniger ruhig dürfte den Wandsbeker Genossen stimmen, daß Weiland droht: „Die geduldeten und provozierten Beschimpfungen haben ein Ausmaß angenommen, das mich zum Handeln zwingt.“

Weiland schlägt zurück: Der Hamburgischen Landesbank wirft er Unfähigkeit bei der Darlehensvergabe vor, beim Senat entdeckt er gezielten Geheimnisverrat sowie die Gefährdung von städtischem Vermögen und HSW-Arbeitsplätzen. Besonders erbost zeigt sich Weiland über den jüngsten Gipfel der gegen ihn inszenierten Kampagne. Zuerst hatte das Abendblatt aus der Wirtschaftsbehörde die streng vertrauliche Senatsdrucksache 94/1219 zugespielt bekommen, in der die Stadt erstmals einräumt, was Insider ihr schon lange vorhalten: Beim drohenden HSW-Konkurs sind bis zu 200 Millionen Mark städtisches Geld futsch.

So richtig gegen Weiland ging jedoch erst ein zweites Senatspapier, das „Vorblatt zur Senatsdrucksache 94/1219“. Dieses Vorblatt, aus dem Focus zitierte, wurde nur im Senat selbst verteilt. Weiland rekonstruiert den Gang der Dinge so: „Die Tischvorlage ist – also offenbar durch Senatsmitglieder selbst – an Focus geraten.“ Während Rittershaus in Sachen Drucksache immerhin „Strafanzeige“ erstattete, sei dies, so Weiland süffisant, in Sachen Tischvorlage nicht erfolgt: „Schließlich ist da ja die Weitergabe durch Senatsmitglieder wahrscheinlich.“.

Der Vorwurf gegen Weiland, er habe „10 Mio DM Staatsgeld veruntreut“, fällt, so zeigt die vergleichende Lektüre von Weilands Brief und Senatsvorlage, schnell in sich zusammen. Bei dem Geld handelt es sich um Überschüsse aus dem Vergleich mit der Vorgängerfirma der Hamburger Stahlwerke (HSW), die heute unter dem Titel Amsterdam-Kai mbH firmiert. „Durch einen groben Fehler der Hamburgischen Landesbank“, so Weiland, hatten Senatsbürgschaften und Landesbankkredite an die alte HSW, die 1983 in Weilands neue HSW überführt wurden, den Charakter „voll haftenden Kapitals“. Kurz: Bei der HSW-Pleite von 1983 hätten Landesbank und Stadt im Konkursfall für „sämtliche Forderungen aller Gläubiger zu haften gehabt“. Konkursverwalter Weiland konnte dies durch den Vergleich verhindern, der so günstig ausfiel, daß erhebliche Beträge an die Stadt zurückflossen, teilweise auf dem Umweg über Kredite an die HSW.

Für Weiland ist der inszenierte Streit um die 10 Millionen Mark ein bösartiges Manöver, welches vom industriepolitischen Versagen der Stadt ablenken solle. „Einzelne Herren der Landesbank“ im Verein „mit lebensfremden Beamten“ hätten dafür gesorgt, das städtische Engagement bei den HSW in der Branche als „management by chaos“ zu denunzieren. Und Weiland verspricht: „Ich werde mich jetzt naturgemäß massiv wehren.“