Nur noch jede zehnte Eiche gesund

■ Zwei Drittel aller Bäume werfen zuviel Blätter ab

Der Wald in und um Berlin wird nicht gesund. In Brandenburg sind nur noch 42 Prozent der Bäume und in den Berliner Forsten ist nur noch jeder dritte Baum gesund. Die „Waldzustandsberichte“ 1994 beider Bundesländer stellten gestern Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) und der Staatssekretär des Brandenburger Landwirtschaftsministeriums, Günther Wegge, gemeinsam vor. Im Vergleich zum Vorjahr sei zwar keine Verschlechterung eingetreten, berichteten die Politiker, eine Besserung sei allerdings auch nicht in Sicht. Hauptschuldige sind die vor allem aus Automotoren stammenden Stickoxide und das im Sommer ebenfalls hauptsächlich verkehrsbedingt auftretende Atemgift Ozon. Der von der Europäischen Union zum Schutz der Vegetation festgesetzte Grenzwert für das Reizgas wurde zwischen April und Juli an zwei Dritteln aller Tage überschritten. Umweltsenator Hassemer kündigte zwar an, bei Ozon-Wetterlagen „großflächige Verkehrseinschränkungen“ zu prüfen, schloß ein Tempolimit als Maßnahme allerdings aus.

Hassemer und Wegge werteten die diesjährige Schadensbilanz für die Waldfläche von einer Million Hektar in Brandenburg und 17.000 Hektar in Berlin zumindest insofern positiv, als aufgrund der extremen Frühjahrstrockenheit 1992 eine „wesentliche Verschlechterung“ zu erwarten gewesen wäre.

In Berlin gelten 32,6 Prozent der Bäume als gesund (1993: 31,2 Prozent). 46,6 Prozent sind „schwach geschädigt“ – ihnen fehlt jedes vierte Blatt oder jede vierte Nadel (1993 44,1 Prozent). 20,8 Prozent sind deutlich geschädigt. In Brandenburg sollen 42 Prozent des Waldbestandes gesund sein (zuvor 44 Prozent), schwach geschädigt sind 40 Prozent (zuvor 39 Prozent), und der mittel bis stark geschädigte Anteil stieg um ein Prozent auf 18 Prozent.

In Brandenburg soll der Anteil deutlicher Schäden im Norden und Osten abgenommen, im Fläming und der Niederlausitz dagegen zugenommen haben.

Obwohl in Berlin nur noch jede zehnte Eiche gesund ist, gibt es für die westlichen Forsten eine gute Nachricht. War dort im vergangenen Jahr mehr als jede zweite Eiche deutlich in Mitleidenschaft gezogen, so ist es dieses Jahr mit 36 Prozent nur noch jeder dritte Baum. In Brandenburg hat sich der Anteil stark geschädigter Eichen dagegen um ein Prozent auf 24 Prozent erhöht, Kiefern haben sich etwas erholt. Brandenburg will eine Gesundung des Bestandes vor allem dadurch erreichen, daß in Kiefernwäldern Laubbäume gepflanzt werden. Dirk Wildt