Stromgenossen wählen Kohl

■ Interne Parteienanalyse des kommunalen Energiekonzerns VEW warnt vor einer rot-grünen Bundesregierung / FDP an der Spitze

Aus Dortmund Walter Jakobs

Die Kapitalmehrheit des Konzerns gehört den meist von der SPD regierten Kommunen des landes Nordrhein-Westfalen. Nur mögen sich die Genossen in der Direktion über einen möglichen Wahlsieg des Rudolf Scharping nicht freuen. Sie setzen auf Kohl und Kinkel.

Der taz liegt eine interne Analyse der Parteiprogramme vor, die der Dortmunder Energiekonzern VEW für seine Chefetage anfertigen ließ. CDU und der FDP erhalten in dem Papier durchweg positive Noten, das Urteil über die SPD und die Bündnisgrünen ist verheerend.

Pikant: Der Aufsichtsratsvorsitzende ist der Dortmunder SPD- Oberbürgermeister Günter Samtlebe. Als Vorstandsvorsitzender führt Fritz Ziegler seit Anfang 1993 das Unternehmen mit über 11.700 Beschäftigten. Ziegler gehörte jahrelang dem nordrhein- westfälischen SPD-Landesvorstand als Schatzmeister an und zählt zu den engen Vertrauten des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Johannes Rau.

Die Lobeshymnen auf die Bonner Koalition wurden von der Stabsabteilung „Unternehmensentwicklung“ erstellt. Leiter ist der von Ziegler angeheuerte Dr. Wüst. Er gilt als „strategischer Kopf“ der VEW und gibt CDU und FDP selbst für ihre Kohlepolitik (+8) noch bessere Noten als der SPD (+3). Auf allen anderen Feldern kassiert die SPD nur Negativpunkte.

Nur die Grünen werden noch mieser bewertet. Neben der Kernenergie, der Klima- und Steuerpolitik stößt auch die Energiesparpolitik von SPD und Grünen auf strikte Ablehnung des VEW-Strategen. Pressesprecher Niggemeier meint, „diese Analyse sei nicht zur öffentlichen Diskussion gemacht“ worden. Er hat recht. Sie solle, heißt es wörtlich in einem Vermerk, „dazu dienen, bereits im Vorfeld von Bundestagswahl, Koalitionsverhandlungen und Regierungsbildung Tendenzen zu erkennen und die Folgen aus unterschiedlich möglichen Regierungsbündnissen frühzeitg einschätzen zu können“. Walter Jakobs