■ Press-Schlag
: Sizilianische Spiele

Als Meisterin der sizilianischen Eröffnung erwies sich beim mit 130.000 Dollar opulent dotierten Thema-Turnier in Buenos Aires bisher die Ungarin Judit Polgar. Nachdem die 18jährige schon den Letten Alexei Schirow zur Aufgabe gezwungen hatte, besiegte sie in einer spektakulären Partie auch den doppelten WM-Kandidaten (beim Weltverband FIDE und der Profi-Vereinigung PCA) Gata Kamski (USA) – und dies mit den schwarzen Steinen. Judit Polgar, die sich weigert, an Frauenkonkurrenzen teilzunehmen und ihrer älteren Schwester Zsuzsa den Kampf um den Titel einer Weltmeisterin überläßt, übernahm bei dem kuriosen Turnier in der argentinischen Hauptstadt mit zwei Punkten die Führung vor dem Inder Anand und dem Russen Salow.

Bei der doppelrundigen Veranstaltung in Buenos Aires, an der sieben Großmeister und eine Großmeisterin teilnehmen, ist bei allen Partien nur die sizilianische Eröffnung erlaubt. Sowohl der erste Zug von Weiß (e2–e4) als auch die Antwort von Schwarz (c7–c5) sind damit vorgeschrieben. Der niederländische Mäzen Joop van Oosterom (56) sponsert das Spektakel, bei dem es Staatspräsident Carlos Menem gelang, den ersten Zug am Brett von Anatoli Karpow auszuführen, ohne gleich mattgesetzt zu werden.

Nicht am Start ist PCA- Weltmeister Garri Kasparow, der seine Züge derzeit auf anderem Gebiet führt. Er schickt sich an, im Dezember endgültig die dominierende Person im Welt-Schach zu werden. Während der Schach-Olympiade vom 30. November bis 17. Dezember in Moskau wird auch der Nachfolger des FIDE-Präsidenten Florencio Campomanes gewählt, der nach zwölfjähriger Amtszeit abtritt. Kasparows Kandidat ist der Grieche Georgios Makropoulos, während sein alter Erzfeind Campomanes den Franzosen Bachar Kouatly ins Amt hieven möchte.

Für den Fall der Wahl seines Freundes kündigte Kasparow die Beendigung des derzeitigen Schismas im Weltschach an: „Wenn Makropoulos gewinnt, werde ich ein Duell vorschlagen, um den Titel zu vereinen: der Weltmeister gegen den FIDE-Champion.“ Und Campomanes darf den ersten Zug ausführen. Sizilianisch, versteht sich. Matti