Nazi-Lehrer entlassen

■ Geschichtslehrer leugnete Holocaust

Nürnberg (taz) – „Mit so einer unglaublich zynischen Einstellung darf er nicht auf Schulkinder losgelassen werden.“ Der Personalausschuß des Nürnberger Stadtrats hat den Oberstudienrat Hans-Jürgen Witzsch vorläufig vom Dienst suspendiert. Grund: der Geschichtslehrer hatte wiederholt die Vergasung von Juden im Vernichtungslager Auschwitz bestritten. Der Holocaust sei, so Witzsch, eine „Erfindung der Kriegs-greuelpropaganda“. Vom Landgericht Nürnberg-Fürth war der Nazi- Lehrer deshalb bereits zu einer Geldstrafe von 5.000 Mark verurteilt worden.

Witzsch ist Überzeugungs- und daher Wiederholungstäter. Immer wieder fiel er mit seinem ins Leben gerufenen „Arbeitskreis für Zeitgeschichte und Politik“ durch die Leugnung des Holocausts auf. Schon im Jahre 1981 hatte die Stadt Nürnberg den Oberstudienrat loswerden wollen. Jedoch ohne Erfolg. Nach einem langen Rechtsstreit hob zunächst das Ansbacher Verwaltungsgericht und schließlich 1988 der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die damalige Suspendierung auf und zwang die Stadt, den aus der CSU ausgeschlossenen Witzsch wieder einzustellen.

Witzsch wurde lediglich vom Studiendirektor zum Oberstudienrat degradiert.

Nach seinen neuerlichen Behauptungen reagierte dann nicht nur die Staatsanwaltschaft. Die Stadt Nürnberg leitete wegen des Verdachts eines Dienstvergehens erneut ein Disziplinarverfahren ein. Dieses ist jedoch bislang noch nicht abgeschlossen. „Wir halten Herrn Witzsch nicht für tragbar“, betonte Nürnbergs Personalreferent Harald Plamper gegenüber der taz. Um den Beamten „zum Schutz der Stadt und der betroffenen städtischen Wirtschaftsschule vom Unterricht fernzuhalten“, wurde Witzsch jetzt vorläufig vom Dienst suspendiert. bs