Wohin so allein mit Kind?

■ Vater-Mutter-Kind-Haus nimmt junge Alleinerziehende mit ihren Kindern auf

Schwanger, mitten in der Ausbildung, und der Vater des Kindes ist über alle Berge - was tun, fragt sich da manche junge Frau. Für sechs Frauen in einer solchen oder ähnlich mißlichen Lage ist eine konkrete Hilfe in Sicht. Der „Sozialdienst Katholischer Frauen“ (SKF) hat Wohnraum für alleinerziehende junge Menschen in Bremen geschaffen, die nicht wissen wohin mit sich und ihrem Kind. Direkt gegenüber der Szene-Kneipe Carvalho in der Kolping-Straße hängt ein glänzendes Metallschild an der Wand: Im „Haus Lea“ können sechs Frauen und/oder Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren mit ihren Kindern unterkommen.

Den endgültigen Segen der Finanzierung erhielt das Projekt erst Ende September. Da die Räume bereits gestern zur Besichtigung pikobello fertig waren, fragte Heidemarie Rose von der Sozialbehörde auf der Eröffnungsfeier, ob denn die Einladungen zur Eröffnung schon vorher rausgegangen seien? Doch die Vorsitzende der SKF in Bremen, Amanda Schamburg, war schlichtweg siegesgewiß. Sie will eine konkrete Hilfe für Frauen schaffen, die sich weiterqualifizieren wollen. Sie können ihr Kind in die Kinderkrippe für alleinerziehende Mütter oder Väter geben und ihrer Ausbildung nachgehen - oder einen Neueinstieg in den Beruf schaffen. Wie in dem bereits vohandenem „Haus Bethanien“ (15 Plätze) sollen die Frauen in der Regel ein bis drei Jahre dort leben. „Uns liegt daran, daß die Frauen selbständig werden“, sagt Schamburg. Geholfen wird ihnen im „Haus Lea“ von drei hauptberuflichen SozialarbeiterInnen sowie drei nebenamtlichen HelferInnen. Jeder Frau - mit Männern rechnet man frühestens in einigen Jahren - steht ein helles Zimmer, ein Bad und eine Wohnküche zur Verfügung.

Der Name „Lea“ ist Programm: Die biblische Lea aus dem alten Testament hatte sich mit ihrer Zurücksetzung als ungeliebte Frau ihres Mannes nicht abgefunden, sondern gekämpft. Auch heute müßten Frauen gegen eine Benachteiligung kämpfen. Den Rest der biblischen Geschichte verschwieg Schamburg allerdings: Jakob wollte eigentlich Lea's jüngere Schwester Rahel heiraten, doch der Vater gab ihm zuerst die ältere Tochter, und später Rahel als Bonus dazu. Dann ging das freudige Gebären-Wettrennen der Schwestern los: Als Lea schon vier Kinder hatte, Rahel dagegen unfruchtbar blieb, mußte sich der Gatte zur Magd legen. So kam Rahel an zwei Ziehkinder. Mit der Leibmagd von Lea machte Jakob abermals zwei Kinder. Insgesamt zeugte er mit den zwei Ehefrauen und den beiden Mägden zwölf Kinder.

Vivianne Schnurbusch