Kommentar: Trotz Wedemeier
■ SPD-Erfolg ist kein Bremer Verdienst
Bremen wählt wieder rot. Schon bei der Europawahl gab es einen deutlichen Aufwärtstrend, aber mit der Bundestagswahl hat die Bremer SPD jetzt wieder das Niveau erreicht, an das sie seit 1957 als sozialdemokratischste Großstadt außerhalb des Ruhrpotts so sehr gewöhnt war.
Doch Klaus Wedemeiers schnelle Schlußfolgerung, die WählerInnen hätten mit dieser Stimmabgabe bei der Bundestagswahl offenbar auch die Konsolidierung der Bremer SPD honoriert, ist falsch. Tatsächlich wird erst jetzt ihr Desaster bei der letzten Bürgerschaftswahl richtig deutlich. Denn wenn damals der Absturz von 50,5 auf 38,8 Prozent zumindest teilweise noch mit auswärtigen Ereignissen begründet werden konnte, geht das nun nicht mehr. Weder vor noch nach dem September '91 haben in Bremen jemals auch nur annähernd so wenige WählerInnen bei der SPD ihr Kreuzchen gemacht wie bei der Wahl der derzeitigen Bürgerschaft.
Und daß jetzt auch das rote Wiedererstarken keinen Zusammenhang mit dem aktuellen Zustand der Bremer SPD hat, beweist ein kurzer Blick nach Norden. Zerstrittener und politikunfähiger als die Bremerhavener GenossInnen kann man überhaupt nicht mehr sein. Und doch gaben am Sonntag 49,7 Prozent der Seestadt-WählerInnen der SPD ihre Stimme. Bremen wählt wieder rot – aber nicht wegen, sondern trotz der Bremer SPD. Dirk Asendorpf
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