Der Rahmen steht

■ Senat stimmte dem Modell der Filmförderungs-GmbH zu

Die staatliche Filmförderungs-GmbH kommt im nächsten Frühjahr. Sie soll gleichermaßen die Produktion wirtschaftlich erfolgversprechender wie künstlerisch anspruchsvoller Filme in Hamburg fördern. Gestern stimmte der Senat dem von Kultur- und Wirtschaftsbehörde und Fachleuten aus der Hamburger Filmbranche in langen Verhandlungen entworfenen Modell der GmbH zu. Er beschloß damit zugleich das Ende von 15 Jahren selbstverwalteter Filmförderung durch das Filmbüro und das Ende des Filmfonds Hamburg.

Das Unternehmen soll, das erläuterte Kultursenatorin Christina Weiss, die „nicht mehr zeitgemäße Trennung“ von wirtschaftlicher und kultureller Filmförderung“ aufheben, schneller und unbürokratischer reagieren können als die bisherigen Fördereinrichtungen und Hamburg als Medienstandort nach außen vertreten.

15,8 Millionen Mark wird die neue GmbH, die unter der Aufsicht der Kulturbehörde steht, ab 1995 jährlich an Projekte vergeben können. Der Aufsichtsrat, der die Geschäfte der GmbH kontrolliert, setzt sich zusammen aus vier hochrangigen Behördenmitarbeiter, vier Vertretern der Filmbranche und zwei unabhängigen Fachleuten. Die sechs Nicht-Behörden-Vertreter sollen nach einvernehmlicher Auswahl mit der Branche von einer Senatskommission berufen und eingesetzt werden.

Eine wichtige Rolle soll der Geschäftsführer spielen. Zwar sollen auch künftig Fachgremien, voraussichtlich zwei, darüber entscheiden, welche Projekte gefördert werden. Sollte jedoch in einem Gremium keine Einigung zustande kommen, kann der Geschäftsführer den Aufsichtsratsvorsitzenden und seinen Vize anrufen, um eine Entscheidung herbeizuführen. Was mancher in der Filmszene für ein verkapptes Intendantenmodell hält, stellt für Weiss allerdings nur eine „Regelung für den Extremfall“ dar, den sie in den nächsten „zehn Jahren“ nicht erwartet.

Bei der Erstellung des neuen Modells sei es nicht darum gegangen, die bisherige Arbeit von Filmfonds und Filmbüro herabzuwürdigen, betonte Weiss. Filmfonds-Chef Michael Eckelt kommentierte die Senatsentscheidung: „Der Rahmen ist ganz o.k.“. Da eine rein formale Änderung der Filmförderung allerdings nicht automatisch eine Verbesserung bewirke, gehe es nun darum den Rahmen richtig auszufüllen. „Das Filmbüro wird liquidiert“, sagte Filmbüro-Chef Torsten Teichert, dennoch glaube er nicht, „daß der Verein auseinanderfällt“. Auf einer Mitgliederversammlung im November werden die Filmbüromitglieder darüber diskutieren, wie der Verein künftig als „Sachwalter die Interessen der Filmemacher“ artikulieren könne.

Die Gespräche mit den Branchenvertretern vom Norddeutschen Filmherstellerverband, vom Filmbüro, vom Filmstadt Hamburg e.V. und AV Medien Nord e.V. will die Kultursenatorin weiterführen: „Wichtig ist, daß wir das jetzt erreichte Einvernehmen nicht schleifen lassen.“ Man müsse nun über Personen und, wichtiger noch, weiter über die Ziele der GmbH sprechen. Dazu stehen die Filmverbände bereit, damit die GmbH künftig die bisherige „positive Arbeit des Filmbüros und Filmfonds“ fortsetzen kann. Auf den Brain-Pool der bisherigen Mitarbeiter der Filmförderung wird auch die neue GmbH nicht verzichten können.

Julia Kossmann