CDU setzt auf die Westbezirke

■ Fraktionschef glaubt an Fortsetzung der Großen Koalition

Trotz der jüngsten Verluste seiner Partei bei der Bundestagswahl rechnet der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Rüdiger Landowsky auch nach 1995 mit dem Fortbestehen der Großen Koalition. Er sei der festen Überzeugung, daß die FDP im kommenden Jahr nicht mehr ins Abgeordnetenhaus einziehen werde. Die jetzt abgegebenen Leihstimmen für die Liberalen würden dann in „vollem Umfang“ an die Union zurückfallen.

Für SPD und CDU prognostizierte Landowsky 75 Prozent der Stimmen. Damit sei eine Koalition mit der SPD „wahrscheinlicher als Rot-Grün“. Für seine Partei, die bei der Bundestagswahl in Berlin rund acht Prozent gegenüber 1990 verlor, komme es nun auf die „richtige Prioritätenliste“ an. Statt über „abgehobene Seminarthemen“ wie die Verwaltungs- oder Verfassungsreform zu diskutieren, müsse die CDU die „wirklichen Probleme“ der Menschen stärker angehen, meinte Landowsky gestern gegenüber der taz. Dazu zählten die „Sorge um die Arbeitsplätze, die persönliche Sicherheit, die Drangsalierung in der Verkehrspolitik und die Länderfusion“. Entscheidend sei für die CDU der Westteil Berlins, wo ein Stimmenrückgang von neun Prozent verzeichnet wurde.

Alle Umfragen der letzten Zeit zeigten, daß der „Optimismus im Westen geringer ist als im Osten“. Darauf müsse reagiert werden. Er halte es für eine falsche Strategie, der PDS in Ostberlin Stimmen abzujagen. Die Chancen sieht Landowsky dort für die Christdemokraten eher langfristig. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung Jahr für Jahr werde der Anteil derer wachsen, die zu einer „bürgerlichen Haltung“ gelangen. Severin Weiland