Unterm Strich

Mit seinen auf den Prêt-à-porter-Schauen umjubelten Regenmänteln in den Farben der französischen Trikolore (siehe Bericht auf der gestrigen „Wahrheit“) hat Yves Saint-Laurent ja unverschämtes Glück gehabt. Denn seine french trench genannten Variationen dürften ja genaugenommen überhaupt nicht so heißen, weil ausländische Wörter in Frankreich jetzt verboten sind. Was er als Wahlfranzose eigentlich wissen müßte. Trotzdem wurde ihm jetzt eine der vielgeliebten Auszeichnungen des französischen Belohnungssystems „für verdiente Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur“ zuteil: zum Abschluß der Modeschauen durfte er einen Vortrag im Auditorium Maximum der Sorbonne halten. Zu den Problemen der Gegenwart. Seine Vorgänger waren unter anderen François Mitterrand, Ministerpräsident Edouard Balladur und der italienische Industriemagnat Giovanni Agnelli. Verdiente Persönlichkeiten, eben.

21 Gemälde, die ein deutscher Soldat im Zweiten Weltkrieg als Kriegsbeute aus Frankreich mitgenommen hatte, sind jetzt bis zum 7. Dezember im Pariser Musée d'Orsay ausgestellt. Gemälde und Zeichnungen, u.a. von Renoir, Manet, Cezanne und Pisarro, warten jetzt darauf, daß sich ihre Besitzer melden – für die Rückgabe brauchen sie allerdings dokumentarisch belegte Beweise. Der Soldat, dem die Bilder zum Rücktransport nach Deutschland von einem Offizier anvertraut worden waren, der sich nach dem Krieg aber nie mehr bei ihm gemeldet hatte, erleichterte sein Gewissen über den Kunstbesitz bei einer Beichte. Der Erzbischof von Magdeburg übergab schließlich in den 70er Jahren die Beute der Ostberliner Nationalgalerie, wo sie 20 Jahre lang unter Verschluß blieb. Nach der Wiedervereinigung wurden 1991 in Bonn die 28 Bilder mit einem geschätzten Gesamtwert von 25 Millionen Dollar erstmals ausgestellt.