„Fliegender Wechsel nicht vorstellbar“

■ Gerhard Baum zur FDP nach der Wahl

taz: Herr Baum, außer am Kabinettstisch ist die FDP bald nirgendwo mehr vertreten.

Gerhard Baum: Eine außerordentlich unbefriedigende Situation. Um da herauszukommen, ist ein Kurs der Erneuerung unbedingt notwenig. Er muß mit dem gestern beschlossenen Sonderparteitag im Dezember eingeleitet werden.

Hat die Festlegung auf die CDU der FDP über die Fünfprozenthürde geholfen?

Die FDP hat eine Reihe von Wählern bekommen, die die Fortsetzung der Koalition wollen, nicht aber liberale Inhalte. Wähler, die sie um ihrer selbst willen gewählt haben, sind nur ein geringer Prozentsatz. Die Stammwählerschaft ist geschmolzen.

Das Gewicht der FDP in der Koalition wird abnehmen...

Nein, denn die FDP ist notwenig, um die schwächer gewordene Mehrheit der Koalition zu sichern.

Die FDP ist stark an die CDU gebunden. Wie will sie da eigenes Profil entwickeln?

Ohne sie werden keine Mehrheiten zustande kommen. Zudem haben wir uns tendenziell vorgenommen, in den Koalitionsverhandlungen einige Punkte festzulegen, an denen das Profil der FDP deutlich wird.

Welche sind das?

Kann ich noch nicht sagen.

Ist ein personeller Wechsel an der Spitze notwendig?

Ich würde das nicht empfehlen. Das Dilemma der FDP liegt nicht in den Personen, sondern in einem schleichenden Substanzverlust seit 1982.

Sie haben schon einmal einen fliegenden Wechsel der FDP innerhalb einer Legislaturperiode erlebt. Ist dergleichen in den kommenden Jahren wieder einmal denkbar?

Ich kann es mir nicht vorstellen. Interview: Dieter Rulff