Festnahme 17 Jahre nach Mogadischu-Entführung

■ Norwegische Polizei nahm Soraya Ansari fest

Berlin (taz) – Vor genau 17 Jahren überlebte sie als einzige Geiselnehmerin den Angriff der GSG 9 auf die Lufthansa- Maschine „Landshut“. Die stand mit 82 Mallorca-Urlaubern an Bord auf dem Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Am vergangenen Donnerstag nahm die norwegische Polizei in Oslo Soraya Ansari alias Suhaida Asseyh alias Suhaila Sayeh nach einem Tip deutscher Sicherheitsbehörden fest.

Die Bundesanwaltschaft verlangt nun die Auslieferung der Frau, die im Oktober 1977 als Mitglied eines vierköpfigen Palästinenserkommandos das Flugzeug gekapert hatte, um den Druck auf die Bundesregierung während der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer zu erhöhen. Der Versuch, die RAF-Gefangenen der Gründergeneration zu befreien, war endgültig gescheitert, als ein GSG-9-Trupp die Geiseln in Mogadischu befreite und drei Palästinenser erschoß. In derselben Nacht nahmen sich Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan- Carl Raspe in Stammheim das Leben. Am nächsten Tag erschoß die RAF den Arbeitgeberpräsidenten Schleyer.

Die während der Geiselbefreiung verletzte Palästinenserin war später in Somalia verurteilt, aber schon bald darauf in ein unbekanntes Land abgeschoben worden. In Deutschland erwartet Ansari ein Haftbefehl wegen Mordes, Mordversuchs und Geiselnahme. Das Palästinenser-Kommando hatte während der Entführung den Flugkapitän erschossen.

Vor zwei Jahren ließ der damalige Staatsminister im Kanzleramt, Hans-Jürgen Wischnewski, durchblicken, „die Dame“ habe die Befreiungsaktion der GSG9 nur überlebt, weil er rechtzeitig eingegriffen habe. Als Wischnewski Minuten nach der geglückten Aktion das Flugzeug betreten habe, seien die GSG-9-Beamten drauf und dran gewesen, die verletzte Frau zu erschießen. „Dann“, meinte Wischnewski, „hätte es (hinterher) nicht geheißen, die Germanen haben das alles schön gemacht.“ Gerd Rosenkranz