Einfach nur schnell weg vom Verliererimage

■ Hamburgs Volleyball-Asse wanderten nach Norderstedt ab / Sonntag Bundesligastart

Am Wochenende tritt der 1. SC Norderstedt das Alleinerbe des Hamburger Spitzenvolleyballs an. Erstmals seit vierzehn Jahren wird kein hanseatisches Team in die Bundesliga starten. Nach der wirtschaftlichen Pleite des 1. VC Hamburg im Frühjahr diesen Jahres hatte die Mannschaft von Trainer Bernd Schlesinger in Norderstedt sportliches Asyl gefunden. Am Sonntag (15.30 Uhr) gibt das Team sein Debüt beim Moerser SC.

Dem 5.000 Mitglieder zählenden Großverein gelang, was in der Hansestadt nicht möglich war: die Aufstellung eines Etats von offiziell 450.000 Mark. Damit kehrte der Zweitligist ein Jahr nach seinem Abstieg durch die Hintertür ins Oberhaus zurück. Sechs Spieler folgten Schlesinger, doch ausgerechnet Leistungsträger Dirk Oldenburg wechselte zum ASV Dachau. Der Verlust soll durch die Ex-Nationalspieler Ralph Bergmann (Moers) und Oliver Oetke (Dachau) ausgeglichen werden.

Die beiden Ausländerplätze nehmen der Russe Sergej Prokopiev (Rupenhorn Berlin) und Jurisch Grantisch ein. Der 33jährige Lette trug als einziger bereits in der vergangenen Saison das Norderstedter Trikot. Schlesinger freut sich: „Die Integration der Neuen klappt hervorragend.“ Und gibt sich dennoch bescheiden: „Unser offizielles Ziel heißt Klassenerhalt.“ Intern hat sich der SCN jedoch höhere Ziele gesteckt. „Ich glaube an die Play-offs,“ so der Manager und erste Vorsitzende Karl-Heinz Christesen.

Erst die Saison wird zeigen, ob nach dem Umzug auch der „Imagetransfer“ gelingt. Während die Hamburger Volleyballer in den vergangenen 18 Jahren sechs Meistertitel gewannen, haftet Norderstedt nach drei kläglichen Bundesliga-Kurzauftritten (1982, 1987 und 1992) der Ruf eines Verlierers an. „Wir wollen das Image des Fahrstuhlvereins ablegen“, so Schlesinger.

Christesen kalkuliert mit 800 Zuschauern pro Spiel und damit, daß sich auch das frühere Hamburger Publikum in die ungemütliche Moorbekhalle nach Garstedt locken läßt. Für die Zuschauer will Christesen als Rahmenprogramm Showelemente präsentieren: „In den Heimspielen werden regelmäßig die Cheerleaders unserer Football-Mannschaft auftreten.“ Knapp 200 Dauerkarten wurden verkauft, das Publikum soll nur zehn Prozent zum Etat beitragen. Für den großen Rest sollen TV-Gelder und rund 30 Sponsoren sorgen. dpa