■ Kaum zu glauben
: Pestizid PCP in Ohrkerzen

In Ohrkerzen, die die Fellbacher Firma „Umweltschonende und körperfreundliche Produkte“ als „echte Naturprodukte“ vermarktet, wurde jetzt das in Deutschland verbotene Pestizid Pentachlorphenol (PCP) gefunden.

Laut Werbehandzettel des Anbieters Michael Römer werden die Kerzen zur Behandlung verschiedener Ohrprobleme und bei Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt. Insbesondere Heilpraktiker wenden die alternative Behandlungsmethode gerne an: Die Ohrkerzen werden abgebrannt, wobei zunächst ein leichter Unterdruck im Ohr entsteht, der zu einer Druckregulation der Nebenhöhlen führen soll. Dadurch werde der Sekretfluß stimuliert, würden Schlacken und Ablagerungen abtransportiert.

Die in Mainz ansässige Gesellschaft für Biochemische Analytik stellte kürzlich bei einer Routineuntersuchung fest, daß in der Wachsschicht der Ohrkerzen, die auf ein Leinengewebe aufgetragen ist, das hochgiftige Pestizid PCP steckt. Diese Organochlorverbindung hat in Deutschland durch Holzschutzmittel traurige Berühmtheit erlangt. Sie gilt als eines der stärksten Nervengifte.

Woher das PCP in seinem Produkt stammt, weiß Anbieter Michael Römer nicht. Doch obwohl der Fellbacher Kleinunternehmer in seinen Werbeunterlagen immer wieder beteuert, seine Kerzen seien aus „naturbelassenen Materialien“, und einige Zutaten stammten sogar „aus kontrolliert-biologischem Anbau“, sieht er keine Veranlassung, die belasteten Produkte vom Markt zu nehmen.

Grenzwerte würden schließlich nicht überschritten, beteuert Anbieter Michael Römer. Und im übrigen „leben wir in einer Welt, die voller Schadstoffe ist“. Unter „naturbelassen“ verstünde er lediglich, daß „vom Produzenten nichts dazugebracht wurde“. rc