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: Weg mit dem Ersten?

Wenn es nach Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber ginge, sollte das erste Fernsehprogramm verschwinden, die „Grundversorgung“ könnte ja das ZDF allein übernehmen (siehe taz von gestern). Ein Sturm der Entrüstung folgt. Von der IG Medien bis zum ARD-Vorsitzenden Jobst Plog: „Wie kann es angehen, daß der höchste Repräsentant des Freistaates ein zentrales Mainzer Programm dem vielfältigen, aus 16 Bundesländern vital gespeisten ersten Programm vorzieht?“ Nun vielleicht, weil der Schwarzfunk für Stoiber leichter zu kontrollieren ist als die ARD-Anstalten der Bundesländer, von denen immer weniger durch Stoibers Unionsfreunde regiert werden.

Vielleicht dient seine Provokation auf den Münchner Medientagen aber auch anderen Zwecken. Denn eine Chance hat er mit seinem Vorstoß nicht. Selbst der Intendant des Bayerischen Rundfunks – turnusgemäß nächster ARD-Vorsitzender – kann sich für den Vorschlag nicht erwärmen und prognostiziert, daß auch kein anderer Ministerpräsident den Kahlschlag unterstützen werde. Aber Stoiber hat zwei Gongschläge gelandet: Seine euphorische Bilanz von zehn Jahren privatem Fernsehen läßt niemand mehr zweifeln, daß er den in München ansässigen Kirch-Konzern mit seinen Sendern gegen alle Kritiker abschirmen wird. Daß er gleich noch eine Abschaffung der gemeinsamen Konzentrationskontrolle durch die Medienanstalten der Länder fordert, ist da nur folgerichtig.

Der zweite Gong: Stoiber spielt ZDF und ARD gegeneinander aus. Schon nennt ZDF-Intendant Stolte sein Modell „interessant für das ZDF“. Das Zweite hat fast die Hälfte seiner Werbeeinnahmen verloren und drängt darauf, auch nach 20 Uhr Spots ausstrahlen zu dürfen. Stoiber bietet jetzt an, das Füllhorn der Rundfunkgebühren neu auszuschütten: mehr fürs ZDF und den Rest für die dritten Programme der ARD-Sender. So unterstreicht er nachdrücklich sein Veto, die Öffentlich-Rechtlichen auch nach 20 Uhr werben zu lassen. Jetzt muß sich Stolte für seine 4.000-Personen-Anstalt was Neues einfallen lassen. Wie wär's mit einem (wesentlich) schlankeren und dafür ganz werbefreien ZDF?Michael Rediske