Laute Herbstgäste

■ DSH: Henry Hübchen, Schauspieler des Jahres, gastiert mit „Pension Schöller“

„Es ist, als ob man in 'ner Band spielt: Man ist in der Band! Man lotet aus, zu welchen Punkten man gemeinsam kommen kann. Ich habe keine Lust, in einer anderen Band zu spielen.“ Die Band, von der gesprochen wird, ist die Berliner „Volksbühne“, ihr Leader heißt Frank Castorf, wer da spricht ist Henry Hübchen. Gerade wurde er für zwei Rollen in Castorf-Produktionen zum Schauspieler des Jahres gewählt: Als Wange in Ibsens Frau vom Meer und Onkel Klapproth in Pension Schöller/die Schlacht, einer Mischung aus wilhelminischem Humor und Heiner Müller-Kriegsszenen. Nachdem die Frau vom Meer schon am Schauspielhaus gastierte, ist Hübchen jetzt mit der Pensionsschlacht zwischen Wahnsinn, Slapstick und viel Kartoffelsalat erneut zu Gast. Hier will Onkel Klapproth das Leben der Irrenanstalt kennenlernen und findet es in einer Pension am Tage von Hitlers Fünfzigsten. „Es ist ein Abend, wo die Grenzen sich verwischen, wo aus Posse Endspiel wird und umgekehrt.“

Schon lange ist Hübchen an der Volksbühne engagiert, unter anderem unter Benno Besson. Er hat selbst Regie geführt, spielte für Film und Fernsehen, etwa in der DDR-Serie Polizeiruf. Er lernte Castorf Mitte der Achtziger kennen, als er auf Theater eigentlich keine Lust mehr hatte. Die Wege kreuzten sich häufiger und seit Jahren arbeitet er nur noch mit dem spiel- und radau-freudigen Regisseur: „Was da passiert, entsteht aus den Leuten, aus einer Wechselbeziehung. Da ist es nicht so, daß jemand wie im Zirkus ansagt und die Peitsche schwingt.“ Entscheidend sei die Beobachtung, Beurteilung und Selektion des Regisseurs – und sein guter Geschmack.

„Es entstehen viele Sachen aus einer Bewegung, aus der Lust am Unsinn.“ Wenn Hübchen spielt sind Chaplin oder Buster Keaton nicht weit. Der Spaß ist Geschmackssache, für Fans aber immer garantiert – wie bei 'ner guten Band. Niels Grevsen

Schauspielhaus, heute (19.30) und morgen (19 Uhr)