■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Burn, Volvo, burn

Nun ist der dritte Oktober schon ein paar Tage her, aber der Rauch hat sich noch lange nicht verzogen. Der Ermittlungsausschuß „wegen systematischer Mißhandlungen durch die Polizei“ ermittelt unverdrossen vor sich hin – nur eine Gruppe von Geschädigten ist richtig gekniffen. Um die kümmert sich keiner. Das sind die armen AutofahrerInnen, denen in der Nacht zum dritten Oktober im Viertel die Karre abgefackelt worden ist. Das Leben ist grausam. Und vor allem: Es trifft immer die Falschen.

Zum Beispiel die arme Frau aus dem Ostertor, die sich just an dem Tag vor der Krawallnacht einen Herzenswusch erfüllt hat. Endlich war sie stolze Besitzerin eines kleinen Cabrios. Am nächsten Morgen stand das Auto zwar noch, aber leider hatte es nicht mehr so ganz das windschnittige Format. „Die haben das ganz schön plattgemacht“, erzählt ein Demobeobachter. So ging es vielen.

Noch schlimmer waren die beiden iranischen Touristen dran, die ihren Wagen unvorsichtigerweise am Steintor geparkt hatten. Übrig blieb ein Haufen verbeulter und verkokelter Schrott. Und die beiden Steintorschen, die gerade zusammengeschmissen hatten, weil sie sich einen Wagen teilen wollten: Asche zu Asche.

Gemein! Da ist zum Beispiel der stadtbekannte Anwalt Horst Wesemann. Der kam in der Nacht zum Einheitsmontag aus dem Sondereinsatz zurück. Er hatte nämlich im Knast von Oslebshausen versucht, eingebuchtete SielwallhäuslerInnen freizubekommen. Wesemann also schlenderte durch die Krawallstraße im Viertel und als er wieder in seine Straße bog, was mußte er da sehen, na? Sie ahnen schon. Advent, Advent, der Daimler brennt, wie uns die Autonomen sungen, so dröhnte es dem Anwalt in den Ohren. Vom Auto blieb nur Schrott, und der Anwalt hatte noch Glück im Unglück. Der Wagen hatte direkt an der Hauswand gestanden, und oben im Haus hatten die Kinder geschlafen.

Und vollends fies ist die Geschichte von Rudolf, dem Bremer Oberautonomen, der so nett die Demonstration vorbereitet hatte. Da hatte sich der Mann so große Mühe gegeben, mit dem durchsetzungsfähigen Block an der Demospitze und daß den Bonzen ihre Jubelreden im Halse stecken bleiben undsoweiter. Und dann das. Der schöne Volvo, königsblau. Die Farbe konnte man nur noch an den Kotflügeln erkennen. Der Rest war eher dunkelgrau, aber erst, als der Wagen ausgeglüht war. Das Leben ist grausam, echt, findet Ihre Rosi Roland