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Angriff auf Männlichkeit

■ Umweltchemikalien und Rückstände der Pille bringen alles durcheinander

Vielleicht muß erst die Männlichkeit angegriffen sein, ehe sich Wissenschaft und Politik ernsthaft mit der Pille und umweltschädlichen Inhaltsstoffen auseinandersetzen: Wissenschaftler in England sprechen bereits von einer „schleichenden Verweiblichung“ in der Natur. Als eine Ursache gelten die Wirkstoffe der Pille, die über den Urin der Frau wieder in die Umwelt und damit in die Nahrungskette gelangen. Hohe Dosen der weiblichen Geschlechtshormone stören nach einem Bericht des Öko-Test-Magazins die Entwicklung des werdenden Kindes und können zu Mißbildungen des männlichen Genitales führen.

Studien in Dänemark, den USA und England zeigen zudem, daß Umweltgifte wie DDT oder Polychlorierte Biphenyle östrogene Wirkung entfalten und in das Hormonsystem eingreifen können. Schon bei Konzentrationen, die unterhalb der Giftwirkung liegen, werden bei Tieren Störungen des Embryos beobachtet. Eine andere Quelle für Chemikalien, die hormonähnliche Wirkung zeigen, sind Tenside aus Waschmitteln. Bei deren Abbau wird Nonylphenol freigesetzt, das in Kläranlagen schlecht eleminiert wird und sich deshalb in Gewässern anreichert. Britische Forscher berichten von männlichen Fischen, die unter Einfluß von Nonylphenol steril wurden. Daneben muß aber auch beim Menschen mit Einwirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit gerechnet werden.

Nach Aussage des Nachrichtenmagazins Newsweek sieht der dänische Wissenschaftler Niels Shakkebaek die hormonelle Wirkung von Umweltchemikalien als eine mögliche Ursache für die abnehmende Zeugungsfähigkeit bei Männern. Während die Problematik in den Vereinigten Staaten bereits auf höchster Ebene diskutiert wird, stecken die Untersuchungen in Deutschland noch in den Kinderschuhen. mab-ötm

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