Happy-End für die Olympiahalle

■ Senatspläne für Mehrzweckhalle an der Chausseestraße endgültig begraben / Bausenator wäscht seine Hände in Unschuld

Die geplante Berliner Olympiahalle an der Chausseestraße ist tot – mausetot. Das Projekt für eine 15.000 Zuschauer fassende Arena sowie die sogenannte „Mantelbebauung“ mit Büros, Geschäften und ein paar Wohnungen auf der Fläche des ehemaligen Stadions der Weltjugend kann nicht finanziert werden. Die Pläne des Senats, insbesondere des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen, aber auch des Bausenators Wolfgang Nagel, für den Bau der Sporthalle private Kapitalgeber zu aktivieren, sind geplatzt. Es sei nicht gelungen, räumte Nagel gestern auf der „Beerdigungs“-Pressekonferenz ein, potente Investoren zu finden, die die Mehrzweckhalle ohne öffentliche Mittel bauen und betreiben können.

Nagel kommentierte das Wechselbad der Verhandlungen so: „Während vielfacher Gespräche suggerierten zahlreiche Interessenten, daß eine Chance zur Realisierung besteht. Dennoch ist der Versuch zum Bau einer großen Sport- und Mehrzweckhalle gescheitert.“ Weder hätten die Investoren, die an den Auswahlverfahren mit städtebaulichen Entwürfen teilnahmen, noch andere Interessenten Konzepte vorgelegt, „die ohne mehr oder weniger öffentliche Zuschüsse auskamen“, klagte Nagel. Die von den Bauherren geforderten Subventionen erreichten Größenordnungen „zwischen 125 Millionen und 500 Millionen Mark. Lediglich das deutsch-amerikanische Konsortium HKS, so Nagel weiter, hätte nach den fehlgeschlagenen Verhandlungen noch 1994 ein schlüsselfertiges Finanzierungskonzept ohne öffentliche Zuschüsse vorgelegt. „Dieser Vorschlag war aber nicht akzeptabel“, sagte Nagel, „da das Konzept Einzelhandelsflächen in einer unverträglichen Größenordnung von 60.000 Quadratmetern vorsah.“ Alle Geschäfte in der Nachbarschaft wären bedroht gewesen.

Statt sich nach dem Hallenflop an die eigene Nase zu fassen, machte Nagel die unprofessionelle Haltung des Senats und die vordergründige Fixierung des Sportpalastes auf „Olympia 2000“ für das Scheitern verantwortlich. Es sei von Anfang an nicht begriffen worden, „was es mit dieser Investition wirklich auf sich hatte“, ließ der Bausenator die Katze aus dem Sack. Weder sei es ihm um eine sogenannte Olympiahalle noch um eine bloße Sportarena gegangen. Vielmehr bedeutete das Mehrzweck-Projekt eine „öffentliche Investition“ in Einrichtungen, die Aktivitäten von Sportveranstaltungen bis hin zu Musikshows einen Rahmen geben und sich langfristig rentierten. Der Senat hätte den „strategischen Fehler“ gemacht, die Halle nicht als ökonomische und kulturelle Investition für ganz Berlin zu begründen und sich zu sehr an „privatwirtschaftliche Lösungen“ geklammert.

Uneinsichtig zeigte sich der Bausenator in bezug auf die eigenen Fehler und plädierte dafür, das Projekt „nicht grundsätzlich aufzugeben“, sondern an einem anderen Standort, etwa an der Papestraße zu realisieren. Bis zuletzt hatte auch er auf das privatwirtschaftliche Pferd gesetzt und das Projekt zu einem Millionengrab werden lassen, wie ihm nicht nur Olympiagegner frühzeitig vorgeworfen hatten. Ohne Pfand für den Olympiazuschlag war 1991/92 in seinem Hause ein Investorenauswahlverfahren für das Megabauvorhaben durchgeführt worden. Das Stadion der Weltjugend wurde für 32 Millionen Mark bis auf den letzten Stein abgetragen und dem Bezirk Mitte die einzige 400-Meter-Bahn genommen, wie Baustadträtin Dorothee Dubrau kritisierte. In die engere Wahl für das Milliardending kamen 1993 noch drei Investoren – die Dibag (München), Stanhope (London) und DG-Immobilien (Frankfurt). Doch das Public-Private-Partnership-Projekt wollte nicht klappen, flog doch Berlin aus dem Olympiageschäft und sollte zugleich den Investoren mit immer höheren Summen die erwarteten Verluste ausgleichen.

An der Chausseestraße soll nun ein neues Stadtquartier mit Wohnungen, Sport- und Freizeiteinrichtungen geplant werden, sagte Nagel. Erste Entwürfe wurden bereits vom Bezirksamt Mitte erarbeitet. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung spricht sich dagegen für ein städtebauliches Gutachten aus. Es sei wichtig, daß nun schnell gehandelt würde, meint Nagel. Rolf Lautenschläger