New Yorks Söhne

■ Nun talkt Pro 7 live aus der US-Metropole (So, 21.55 Uhr)

„River Cafe“ heißt das „Experiment“, wie der verantwortliche Pro 7-Unterhaltungsredakteur Axel Kühn die Show bezeichnet.

Schon der Titel der neuen „Night-Line“ deutet an, daß hier kein großer Name die ZuschauerInnen anlocken soll. Hubertus Meyer-Burckhardt heißt der Gastgeber, eben jener nette „Sowieso“- Moderator, der mit seiner „Sonntags-Show“ einst das bayerisch- konservative Pendant zu Friedrich Küppersbuschs ZAK werden sollte, der aber ein viel zu harmloser Mensch war, als daß er es geworden wäre – und so schon bald wieder vom Bildschirm verbannt ward. Kaum gefeuert, warf der Exilant gemeinsam mit Kumpan und Texteschreiber Stephan Reichenberger neue Netze aus, und nachdem man eine neue Show zunächst bei Sat.1 vermutete, machte schließlich Pro 7 den Fang.

Doch neue Ideen auf dem Talksektor sind rar. Was macht man also, wenn die revoutionären Inhalte trotz größter Anstrengung ausbleiben? Man wechselt den Standort. Axel Kühn verspricht sich denn auch viel von der New Yorker Metropolenatmosphäre: „Den Geruch der großen weiten Welt“ nämlich, „und ein bißchen Glamour.“

Das „River Cafe“, Water Street 1, direkt am East River und in unmittelbarer Nähe der Brooklyn Bridge gelegen, bietet, so will uns die Pressemappe glauben machen, einen „Ausblick, bei dem die Welt den Atem anhält“. Einen entscheidenden Vorteil hat die Originalkulisse also in jedem Fall: Während Gottschalk und Koschwitz mit aufgeklebten Tapeten den Eindruck einer Skyline im Hintergrund lediglich vortäuschen, müssen hier einfach nur die Gardinen von den Fenstern geholt werden.

Bei Pro 7 weiß man aber auch um weitere Gründe, die für den exotisch anmutenden Standort sprechen. Abgesehen davon, daß das Produktionsteam sicherlich gerne die Koffer gepackt hat, fällt angeblich auch die Gästeauswahl erheblich leichter.

„Wir haben im Vorfeld nur positive Reaktionen erhalten“, meldet Redakteur Kühn, der als ehemaliger Chef vom Dienst bereits bei RTL Late-Night Erfahrungen gesammelt hat. Und während Gottschalk seine Stars für teures Geld einfliegen läßt, sitzen beim „River Cafe“ die Promis direkt vor der Haustür. Zwar ist die Produktion in New York ein wenig teurer, dafür sind finanzielle Lockmittel für interessante Gäste im Budget „mit keiner Mark enthalten“, heißt es. „Im Endeffekt sind die Kosten gleich“, resümiert Kühn.

Angst vor dem zeitgleich talkenden Böhme kennt Kühn nicht. „Langweilig“ nennt er die Polit- Runde auf Sat.1, und auch die beiden jüngsten Mitstreiter im Weekly-Rennen stören ihn wenig: Besser als Beckmann zu sein, sei „keine große Kunst“. Am ehesten muß Meyer-Burckhardt da noch Grimme-Preisträger Roger Willemsen fürchten. Dessen „Willemsens Woche“ (ZDF) funktioniert nach einer geradezu identischen Vorgabe: Wie im „River Cafe“ plaudern drei Gäste live im Studio und einer per Zuspielung. Einziger Pluspunkt für Pro 7: Menschen, die in Amerika leben, sollen verstärkt auf der Gästeliste auftauchen. Konkret heißt das, daß Armin Müller-Stahl in der ersten Folge vorbeischauen wird. Seine Qualifikation: Er wohnt eben in New York. Christoph Amend