„Trotz allem“ geht es weiter

■ HSV verliert gegen Gladbach zwei Punkte, Bach und Bäron

Selbst der NDR-Laberhannes Coca Carlo von Tiedemann war nach dem 1:2 des HSV gegen Mönchengladbach am Freitag abend fast sprachlos. Gequält wünschte der nebenberufliche (Volkspark-)-Stadionsprecher den fast 40.000 Zuschauern „ein schönes Wochenende“. Eine Floskel, die erst durch den hinterhergeschobenen Zusatz „trotz allem“ ihre ganze, nachgerade zynische Tragweite entfaltete. Vermutlich beschreiben diese zwei Worte die derzeitige Befindlichkeit des HSV und seines Anhangs am adäquatesten, sind in den drei Silben deren Zorn und Frust bestens aufgehoben; und der von Benno Möhlmann.

Der HSV-Trainer war auf der Pressekonferenz so ruhig und beherrscht, daß einem angst und bange werden mußte. Statt wie nach dem Freiburger 0:3 die Flucht nach vorn wählte der Coach diesmal – zumindest in der Öffentlichkeit – die innere Emigration. Nur einmal, als er ein vor ihm liegendes Blatt Papier – die aktuelle Tabelle mit den Gästen anstelle des HSV auf Rang vier – mürrisch von sich wegschob, kam ein wenig Bewegung in ihn. Ansonsten: ins Leere gucken.

Vor der Halbzeit habe seine Mannschaft „versäumt, mehr als das eine Tor“ durch Karsten Bäron (16.) zu erzielen, bohrte der Übungsleiter das nächste Loch in die Luft: „Das hat sich gerächt.“ „Trotz allem“ also gleich: leichtfertig vergebene Chancen, die zuhauf vorhanden waren? Aber auch gleich: Rote Karte gegen Jörg Bach (68.) und Bäron (81., sehr zweifelhaft)? Gleich „Schiedsrichter Buchhart ist schuld“?

Die Platzverweise entschieden das Spiel nicht. Schon lange vor Bachs Notbremse gegen Martin Dahlin, der seinen Vornamen (englisch: Mauerschwalbe) zu Recht trägt, war das Spiel gekippt, hatte Wynhoff den Ausgleich erzielt (61.), weil der HSV nach der Pause zu passiv blieb. Kastenmaiers Siegtor (85.) gegen neun Hamburger war nur folgerichtig. Ein Trost bleibt dem HSV auch nach 0:4-Punkten: „Trotz allem“ geht es weiter. Clemens Gerlach