Wümme-Paradies wird größer werden

■ Nur Menschen stören hin und wieder das Naturschutz-Paradies

Das kleine Paradies beiderseits der Wümme am Rande der Hansestadt Bremen soll größer werden. Seltene Pflanzen wie Sumpfdotterblume, Kuckuckslichtnelke und Sumpfläusekraut sind hier zu finden, Vögel wie Löffelente, Kibitz und Knäkente finden Brut- oder Rastgebiete. Dies ist vor allem auf das Projekt Feuchtwiesenschutz zurückzuführen, das die Umweltstiftung „World Wide Fund for Nature“ (WWF) vor fast zehn Jahren, 1985, hier begonnen hat. Inzwischen hat es nach ihrer Meinung eine Vorbildfunktion für ganz Deutschland.

Das Land Bremen stellte das insgesamt 677 Hektar große Gebiet im März 1987 unter Naturschutz. Davon gehört ein 270 Hektar großes Kernareal der WWF-Stiftung. Nun sollen noch 60 oder 70 Hektar Land innerhalb des Naturschutzgebietes hinzugekauft werden, so daß das Kernareal auf ungefähr 350 Hektar wächst. Nach Angaben des Projektleiters Gunnar Oertel steht dafür eine Million Mark Bundesgeld zur Verfügung. Aber die Verhandlungen mit den Bauern, denen dieses Land gehört, sind schwierig. Und die Frist für den Landkauf läuft Ende dieses Jahres ab. Was dann nicht für diesen Zweck ausgegeben ist, muß zurückgezahlt werden.

Das der WWF-Stiftung bereits gehörende Kernareal ist für eine – allerdings extensive – landwirtschaftliche Nutzung an Bauern verpachtet. Sie dürfen aber auf einem Hektar Land nur zwei Rinder oder zwei Pferde weiden, nicht düngen und Heu nur zu bestimmten Zeiten ernten, um Wiesenvögel und ihre Gelege sowie die blühende Vegetation zu schützen. Dafür erhalten die Bauern vom Land Ausgleichszahlungen bis zu 1 200 Mark.

Die Erfolge des Feuchtwiesen-Projekts, mit dem unter anderem Teiche und Gräben angelegt und Deiche zurückverlegt werden, sind offenkundig. Ein Paar der vom Aussterben bedrohten Wiesenweihe, ein am Boden brütender Greifvogel, von dem es im Bundesgebiet keine 100 mehr gibt, hat sich hier eingenistet. Auch der scheue Rallenvogel Wachtelkönig brütet hier noch regelmäßig – als eine der letzten Populationen in Deutschland. Je nach Jahreszeit sind die Wümme-Wiesen Rastplatz für Zugvögel – sibirische Zwergschwäne, nordische Pfeifenten und Blessgänse. Nur Menschen stören hin und wieder das kleine Paradies.

Insgesamt kostet das Projekt Feuchtwiesenschutz 12,6 Millionen Mark. Davon zahlen der Bund 75, das Land Bremen 15 und die WWF-Stiftung zehn Prozent. Da die Stiftung das allein nicht schaffen kann, hat sich in Bremen ein aus Privatpersonen und Wirtschaftsunternehmen bestehender Förderkreis etabliert, der bisher schon über eine halbe Million Mark aufgebracht hat. Mit Spenden soll auch weiterhin geholfen werden.

Dietrich Wieland, dpa