Kommentar: Bremen – L.A.?
■ Huchtinger Ratlosigkeiten
Wieviel Macht hat die Gewalt? Gerade ist der Sturm der Artikel, Fernsehfeatures, Reportagen ein wenig abgeflaut. Nun das in Huching. Ratlos stehen wir vor zwei Versionen von ein und derselben Sache, die aber vorne und hinten nicht zusammenpassen wollen. Da ist eine Sozialarbeiterin, die eine Jugendgang betreut: Der Erfolg sei sichtbar, sagt sie, die Lage habe sich beruhigt. Die Polizei und das Ortsamt bestätigen das. Sensationsgier der Fernsehkamers hätte aufwühlend gewirkt. Und da sind Reporter, die das blanke Gegenteil behaupten: All Erfolgsmeldungen seien Augenwischerei. Unter der dünnen Kruste der sozialarbeiterischen Befriedung habe eine kriminelle Subkultur weitergelebt.
Wie weit ist Huchting? Wir stehen da, als ginge es um einen Stadtteil von Los Angeles. Weit weg, keine Ahnung, was da passiert, wer da wen aus welchen Gründen ausraubt, erpreßt. Oder ob alles gar nicht so schlimm ist, wie man immer annimmt. Huchtinger Ratlosigkeiten, die vor allem zeigen, we gepalten diese Gesellschaft ist. Das kaum jemand zur Kenntnis nimmt, was sich an ihren Rändern abspielt. Wieviel Macht hat die Gewalt? Viel, so lange zu wenige hinsehen.
Die einzige Sicherheit in dem Fall bietet der Weser-Report: Was da gestanden hat, war zum allergrößten Teil ziemlich daneben. Schwacher Trost. Jochen Grabler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen