Potenz für die Bank

■ Geld macht sinnlich: Kanada exportiert immer mehr Ginsengwurzeln nach China

Berlin (taz) – Kanada rollt den rotchinesischen Markt auf. Und zwar mit Chinas eigenen Mitteln – Potenzsteigerungsmitteln, um genau zu sein.

Während andere westliche Industrieländer mit Autos oder Bankdienstleistungen ihr Glück auf dem boomenden chinesischen Markt zu machen versuchen, haben die Kanadier den Ginseng entdeckt. Vor zwölf Jahren haben die ersten Kanadier die Pflanze angebaut, jetzt produzieren sie Wurzeln im Wert von 30 Millionen kanadischen Dollar (33 Millionen Mark). Drei Millionen Pfund Ginseng aus Kanada – in Scheibchen, Pülverchen, Tinkturen, Extrakten, Kapseln, Tabletten oder Tees – konsumieren die Chinesen inzwischen, und die Nachfrage soll noch lange nicht gedeckt sein.

Die Ginseng-Fans auf der östlichen Hemisphäre glauben, ein Allheilmittel zu haben: gegen Streß und Müdigkeit, gegen Vergeßlichkeit und hohen Blutdruck, gegen Wechseljahr-Beschwerden und Arterienverkalkung – kurz: ein lebensverlängerndes Mittel.

Und natürlich ein Aphrodisiakum.

Manche Wurzelpflanzer der westlichen Hemisphäre schätzen das Produkt vor allem, weil Geld so sinnlich macht. Ein kanadischer Ginseng-Unternehmer sagt: „Wenn du Marihuana anpflanzst, gehst du ins Gefängnis. Wenn du Ginseng anpflanzst, gehst du in die Bank.“ Nicola Liebert