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■ Das PortraitTilly Breidenbach

Uns Lindenstraßenfans traf diese Nachricht wie ein Schlag ins Gesicht: Lydia Nolte ist tot. Am vergangenen Samstag starb die Seriendarstellerin Tilly Breidenbach im Alter von 84 Jahren. Erst nach dem Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Romanistik hatte die berühmte Fernseh-Omi eine Schauspielschule besucht. Fortan spielte sie an zahlreichen Theatern in Darmstadt, Kiel, Essen, Berlin und Hamburg. Obwohl sie schon in einigen Tatort-Folgen auftauchte, wurde sie erst in ihrer Rolle als nervige Mutter von Berta Griese bis in den letzten deutschen Fernsehsessel bekannt.

Die wahre Lydia Nolte Foto: Zeitgeist-Verlag

„Die Breidenbach spielte“, wie Serienproduzent Hans W. Geissendörfer treffend beteuerte, „diese Lydia Nolte als besitzergreifende und tyrannengleiche Mutter genauso überzeugend, lebendig, glaubwürdig und profilstark wie später die langsame Wandlung zur verzichtenden, nichts mehr fordernden, sondern gebenden, gütigen weisen alten Dame.“ Die Lindenstraße sei nun um eine großartige Persönlichkeit ärmer. Die Frau war beliebt: Jugendliche Zuschauer wünschten sie sich als Oma, und Erwachsene baten um ihren Rat und ihre Freundschaft. Aus gesundheitlichen Gründen ist Tilly Breidenbach bereits seit zwei Jahren nicht mehr an der Lindenstraßen-Produktion beteiligt. Um die Glaubwürdigkeit des weiteren Handlungsverlaufs (Tablettensucht der Tochter Berta Griese) zu wahren, mußte sie jedoch von der „Ersatz-Lydia“ Ursula Ludwig vertreten werden. Doch lieber Herr Geissendörfer, verarschen können wir uns auch alleine! Da nun mit Tilly Breidenbach auch die letzte Hoffnung auf einen Wechsel in die ursprüngliche Besetzung, sprich „Orginal“- Lydia, dahin ist, wird es Zeit für ein ehrliches Wort: Wir, die AG Anonymer Lindensträßler der taz, mögen die neue Lydia nicht. Langjährige Fernsehrollen lassen sich nicht einfach umbesetzen. Man erinnere sich nur an den Aufruhr unter den amerikanischen Zuschauern, als man ihnen plötzlich in der US-Seifenoper „Dallas“ eine neue Miss Elli vor die Nase setzte. Wie konnten Sie nur annehmen, daß dies in einer viel populäreren und wichtigeren Serie wie der Lindenstraße funktionieren könnte? Zumal die neue Lydia weder äußerlich noch charakterlich in irgendeiner Weise mit der alten übereinstimmt. Hier eine Bitte zum Schluß: Lassen Sie die Rolle doch bitte schön in Würde aussterben. Wozu brauchen wir noch eine Lydia Nolte, jetzt, wo Berta wieder clean ist? Kirsten Niemann

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