■ Cash & Crash
: Unfreiheit für Spekulanten!

Berlin (taz) – In den achtziger Jahren sorgte Ronald Reagan für einen sagenhaften Höhenflug des Dollarkurses; derzeit befindet sich die US-Währung im Sturzflug – trotz wiederum günstiger Konjunkturlage. Viel zu niedrig bewertet sei der Dollar, bemängeln Experten darum seit längerem. Was US-Reisende freut, ist allerdings für die Wirtschaft eher schädlich, und auch andere Volkswirtschaften leiden häufig unter Fehlbewertungen von Währungen, wie das Münchner Ifo-Institut schreibt.

Der zu hohe Dollarkurs der 80er Jahre ermöglichte den US- Amerikanern, in aller Welt preiswert einzukaufen. Die billigen Importe allerdings haben der US-Industrie geschadet. So sind Fotoapparate made in USA nicht mehr zu bekommen.

Sogar kurzfristige Wechselkursschwankungen haben langfristig Folgen. So suchen sich Unternehmen Zulieferer in jenen Ländern, in denen der Wechselkurs gerade günstig scheint. Das kann sich schnell ändern: Die Menschen, die in den Zulieferunternehmen Arbeit gefunden haben, schauen in die Röhre, sobald sich die Kurse ändern.

216 Billionen US-Dollar Devisen wurden im Jahr 1991 weltweit hin und her geschoben, über 800 Millionen pro Börsentag. Nur knapp zwei Prozent davon sind für den internationalen Güteraustausch nötig, weitere zehn Prozent sind durch langfristige Kapitalanlagen zu erklären. Die restlichen Börsen-Umsätze dienen allein der Spekulation.

Regelmäßige Versprechungen der Regierungen aus den USA, Japan und der EU, sie wollten durch politische Koordination die Wechselkurse stabilisieren, blieben wirkungslos. Kein Wunder, schreibt das Ifo-Institut, denn nationale Interessen überwiegen solche Versprechungen allemal. Die Münchner WissenschaftlerInnen schlagen statt dessen vor, die Devisenmärkte langsam, aber sicher „auszutrocknen“. Dazu könnte international eine Steuer auf Devisenmarktgeschäfte eingeführt werden. Wenn jede Transaktion Geld kostete, würden sich Spekulanten stärker zurückhalten. Das Ifo-Institut würde allerdings „marktkonforme“ Maßnahmen bevorzugen. Veröffentlichten etwa die Zentralbanken ihre Devisenmarktinterventionen rechtzeitig, würde weniger darauf spekuliert werden. Auch wenn Geschäftsbanken Sicherheiten für ihre Devisentransaktionen bei den Zentralbanken hinterlegen müßten, wäre deren Umfang eingeschränkt. In einer weiteren Stufe könnten zwischen den internationalen Hauptwährungen Leitkurse festgelegt werden.

Die Ifo-WissenschaftlerInnen wundern sich, warum bislang wenig getan wurde, um verläßliche Preise für Währungen zu schaffen. Schließlich würde jedes Land einzelnen Güterpreisen enorme Bedeutung beimessen. Bei den Wechselkursen hingegen, die das relative Preisniveau ganzer Volkswirtschaften bestimmen, fehle jegliche Handlungsbereitschaft. Nicola Liebert