Feine Adresse hinterm Bahndamm

■ Wettbewerb für Promotion-Park auf dem Güterbahnhof: Kein Park, aber auch keine Hochhäuser

Bremen bekommt keinen neuen Park. Trotzdem firmiert das Projekt auf dem Gelände des Güterbahnhofs noch immer unter dem Titel „Promotion-Park“. Doch der erste Preisträger des Architektenwettbewerbs hat nur kleine Häppchen Grün zwischen seine drei Straßenzüge gestreut. Gestern stellten Wirtschaftssenator Jäger und Stadtentwicklungssenator Fücks die Ergebnisse des Wettbewerbs vor. Beide schienen hochzufrieden. Die Jury hatte einstimmig entschieden.

Die Anforderungen an die ArchitektInnen waren hoch: Auf dem langgezogenen Zwickel zwischen Breitenweg und Bahngleisen soll ein neuer gemischt genutzter Stadtteil entstehen – 94.000 Quadratmeter sind für Büros vorgesehen, 40.000 für Wohnungen (etwa 500 Wohneinheiten), ein paar Tausend Quadratmeter für ein Hotel, Kultur und Einzelhandel sowie eine Ausstellungsfläche. Schwierig daran: Der Stadtteil soll aus sich selbst leben können und trotzdem offen zur City wie nach Findorff hin sein – über die Bahngleise hinweg und unter der Hochstraße hindurch.

55 ArchitektInnen stellten sich dieser Aufgabe. Schnell aussortiert wurden Entwürfe, die monumentale Blöcke aneinanderreihten oder einzelne Hochhäuser hinters Überseemuseum klotzten. Andere wiederum schufen zwar heimelige Höfe, doch für ein innerstäditsches Qaurtier schien das der Jury einfach zu privat.

Nicht so sehr privat, dafür zu sehr auf sich selbst bezogen beurteilte die Jury den zweiten Preisträger, die Arbeitsgemeinschaft Heers, Salmhofer, Vollmer aus Braunschweig: Ein großer Park mit See, begrenzt zum Breitenweg und nach Findorff hin mit Karées – außen Büros, zum Park hin Wohnungen. Ist ein Park an dieser Stelle so viel wert, fragte sich nicht nur der Leiter des Stadtplanungsamtes, Detlef Kniemeyer, schließlich habe man im Zentrum schon die Wallanlagen und den Bürgerpark.

Was macht eine Stadt aus – daß man durch Grünanlagen geht oder daß man an Häusern entlang geht? Daß man an Häusern entlang geht, befand die elfköpfige Jury, in der zum Beispiel Hamburgs Stadtbaudirektor Egbert Kossak, aber auch die Bürgerschaftsabgeordnete Elisabeth Hackstein saßen. Die Jury entschied sich für den Entwurf von Holger Gestering (Bremer Planungsgruppe Hagg, von Ohlen, Rüffer und Partner). Streng schaut das Modell auf den ersten Blick aus: parallel zum Breitenweg drei lange Gebäude, dazwischen Straßenfluchten. Doch eröffnen sich bei genauem Hinsehen Passagen und Foren hinter Tordurchgängen. „Eine hohe Erlebnisqualität“, lobt die Jury. Gewohnt wird im aufgeständerten Mittelstrang – gut abgeschirmt vom Straßenlärm. Unter den Wohnungen können sich Geschäfte einnisten. Trotz Aufständerung: Kein Gebäude ist höher als die Häuser rund um den Bahnhofsvorplatz (6-8 Geschosse).

Besonders gut gefiel der Jury die einladende Öffnung zum Bahnhof hin: ein leicht ansteigender Platz mit Bäumen. Wirtschaftssenator Claus Jäger wiederum lobte besonders die „zukunftsweisende Antwort auf die Stellplatzproblematik“ – der preisgekrönte Entwurf sieht dreistöckige unterirdische Parkdecks vor.

Und wann geht's los? Kann niemand sagen, erst muß noch mit der Deutschen Bundesbahn über den Preis des Geländes verhandelt werden. Außerdem ist der Güterbahnhof noch nicht ins Güterverkehrszentrum umgezogen. Und wer wird sich im Promotion-Park ansiedeln? Sogenannte hochwertige Dienstleister aus den Bereichen EDV, Werbung, Kommunikation, sagt Ralf Fücks, daran herrsche eklatanter Mangel in Bremen. Aber auch jetzt schon stehen Büros leer in der Obern- und der Sögestraße, am Wall sowieso. Nun, sagt Fücks, das sei doch der ganz normale Marktzyklus. Außerdem könne man die Nachfrage auch durch das Angebot beeinflussen. Und der Promotion-Park, das ist schließlich „eine Adresse“. cis

Die 55 Modelle sind bis zum 5.11. in der Unteren Rathaushalle ausgestellt (tägl. außer so. 10-18 Uhr).