■ Linsen Soufflé
: Angeschimmelte Monster und ein Scherzkeks

Jan De Bont ist hot, hot, hot. Nachdem er für schlappe 30 Millionen Dollar den Mega-Kassenhit „Speed“ inszeniert hat, kann er sich in Hollywood jetzt alles erlauben. Als erstes hat er sich ein angeschimmeltes japanisches Monster ausgesucht. „Godzilla“ soll unter seiner Regie wieder Städte zertrampeln, Atomkraftwerke fressen und Ozeanriesen versenken. „Ich möchte den Film als Ereignisfilm im Stil von Steven Spielbergs ,Jurassic Park‘ anlegen“, erklärte De Bont, „und mir dabei auch die inzwischen weiter verbesserte Tricktechnik zunutze machen.“ Also bekommen die Animationscomputer wieder jede Menge Arbeit. James Camerons Spezialeffektfirma Digital Domain wird für De Bont und TriStar die Rechnerzeit zur Verfügung stellen und die wichtigsten Effekte kreieren. „Godzilla“ wird der erste Film, bei dem eine Kreatur komplett aus dem Computer kommt. Zu sehen sein wird das nicht. Aktuelle Kinoproduktionen wie „Die Flintstones“, „Forrest Gump„ oder „Die Maske“ zeigen, wie nahtlos sich computergenerierte Effekte in Filmsequenzen einfügen lassen. Da kommt noch einiges auf uns zu. Besonders gespannt sein darf man auf die neue Komödie mit dem Superscherzkeks Robin Williams, der seine viel zu lange Pause, die er nach „Mrs. Doubtfire“ eingelegt hat, jetzt endlich beendete. In den kommenden Wochen sollen die Dreharbeiten für „Jujanji“ beginnen. Williams wurde für das Projekt mit einer Gage von 15 Millionen Dollar plus einer beträchtlichen Beteiligung am Einspiel geködert. „Jujanji“ handelt von einem kleinen Jungen, der in einem Brettspiel gefangen wird. Als zwei Kinder das Spiel 25 Jahre später entdecken und den mittlerweile erwachsenen Jungen befreien, folgen ihm gar schreckliche Kreaturen, die er bekämpfen muß. Joe Johnston („Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“) soll die Regie bei diesem spezialeffektlastigen Projekt übernehmen.

Aber auch auf einem anderen Gebiet hat Jan De Bont die Traumfabrik aufgerüttelt: Tempo! Actionfilme werden demnächst nur noch mit Sicherheitsgurt zu genießen sein, denn sie werden immer schneller. Als erster wird Ridley Scott das Gaspedal kräftig durchtreten. Seine Produktionsgesellschaft Percy Main Productions hat gerade für 200.000 Dollar das Script „Air Force One“ gekauft. Die Story wird als eine Art „Speed“ im Flugzeug beschrieben: Ein Terrorist entführt die Maschine des US-Präsidenten. Muskelgebirge, dumpfes Bum-Bum und übertriebene Sadismen sind also out. Lahme Action, wie sie zum Beispiel gerade von Sylvester Stallone und der völlig überbewerteten Sharon Stone in „The Specialist“ zelebriert wird, hat in Zukunft keine Chance mehr. Nein, halt, das stimmt nicht. Noch vor dem US-Start von „The Specialist“ konnte man nämlich in Moskau bereits Videoraubkopien des Films kaufen. Die russischen Videopiraten hatten auf einer amerikanischen Pressevorführung den Streifen mit einer Videokamera abgefilmt. Die Kassetten fanden trotz mieser Qualität reißenden Absatz. Auch nicht schlecht, ein altes japanisches Monster kommt nach Amerika, und die jungen Monster gehen nach Rußland. Karl Wegmann