Möllemann steht noch

■ Basiskonferenz der Liberalen mutiert zur Sympathiekundgebung für Ex-Chef

Düsseldorf (taz) – Er ist schwer angeschlagen, er taumelt, aber er liegt noch nicht am Boden. Der Bonner liberale Kinkel-Fan-Club, dessen nordrhein-westfälische Mitglieder unter Führung von Irmgard Schwaetzer (Bauministerin) und Fritz Schaumann (Bildungsstaatssekretär) die Putschistenfraktion am Montag im Landesvorstand der FDP anführten, hat die Siegesgesänge möglicherweise zu früh angestimmt. K.o. ist der bis zum Sonderparteitag am 3. Dezember noch amtierende Landesvorsitzende Jürgen W. Möllemann noch nicht. Das wurde bei einer Versammlung der Kreis- und Fraktionsvorsitzenden am Dienstag abend im Düsseldorfer Landtag nach Angaben aus Teilnehmerkreisen überdeutlich. Eine formale Abstimmung gab es in diesem inoffiziellen Kreis zwar nicht, „aber drei Viertel der Leute“, so hieß es nachher aus dem Umkreis des Möllemann-Lagers, „waren auf Möllemanns Seite“. Die kommunalen Parteigrößen lasten den Verlust von zwei Dritteln aller Ratsmandate bei der letzten Kommunalwahl zuallererst der profillosen Parteispitze in Bonn an. Genau so sieht das Möllemann auch.

Sein Gegenspieler Schaumann, der deutlich weniger Beifall erhalten haben soll, machte sich nach der Sitzung selbst Mut: „Wir haben nicht die Phonstärke gemessen.“ Schaumann will am 3. Dezember in Hagen neuer Vorsitzender werden. Ob Möllemann da überhaupt antritt, steht dahin. Da die Delegierten aber dieselben sein werden wie beim Parteitag Anfang des Jahres, sieht es für ihn nicht besonders gut aus. Ganze 59,6 Prozent hatten ihn seinerzeit zum Vorsitzenden gewählt – und das ohne Gegenkandidaten. Walter Jakobs