■ Urdrüs wahre Kolumne
: „Die Welt ist guuut!“

Man muß nicht immer dummes Zeug reden, wenn man Verbandschef der Deutschen Verkehrswacht ist. So sprach denn dieser Tage der amtierende Hochmeister vom Recaro-Sitz diese goldenen Worte: „Wenn alle im Stau stehen, ist die Verkehrssicherheit endlich gewährleistet.“ Tja, wenn das Pack ironisch wird, dann wird es gleich ein bißchen ehrlich!

Die Lehrmittelfreiheit wird sicher auch in Bremen bald endgültig den Bach runter gehen. Für den Deutsch-Unterricht ließen sich dann aber künftig so goldene Worte aus dem Senatspressedienst verwenden wie diese, die im Nachruf auf einen pensionierten Klinikdirektor vor einigen Tagen auf Recyclingpapier gebracht wurden: „In Stade geboren, reifte der Wunsch Arzt zu werden, als seine Mutter an Tuberkulose erkrankte, die er während eines dreijährigen Krankenhausaufenthaltes in Hamburg-Eppendorf regelmäßig von Stade aus mit dem Fahrrad besuchte.“

Unterhalten sich zwei Damen unangemessen laut im Straßenbahnzug der Linie 3 vom Waller Ring gen Innenstadt: „Die blöde Votze, diese glibberige Aids-Schlampe. Die kriegt doch nur Notgeile rum, die seit einem Jahr keine Alte mehr gehabt haben.Und dann noch diese beschissene Zahnspange...“ Die Damen waren um die zehn Jahre alt. Aber manche 9-jährigen wirken heute ja auch schon älter..!

Nach dem Auszug des Grundbuchamts stehen im Keller des Landgerichts etliche hundert Quadratmeter leer und so fragten die Herren Lutz und Kudella beim Senat an, ob sich dort nicht etwa ein Restaurant einrichten ließe. „Nichts ist unmöglich!“ hieß die Antwort und nun sollte der schwarze Peter seine Chance erkennen, endlich mal auf die Seite der Sieger zu gelangen: Eine gediegene Eisbeinstube mit angeschlossener Hausbrauerei und Kudella als Wirt so könnten wir uns in kurzer Zeit eine Verschiebung bremischer Machtzentren vorstellen. Immerhin hätte der Oppositionsführer das vertrauenserweckende Äussere und wohl auch den erforderlichen Enthusiasmus für volkstümliche Gastronomie. Einen Wedemeier hingegen könnte man sich allenfalls als Grüßaugust im Tanzlokal vorstellen und die Herren Fücks, Beckmeier oder Jäger als Wirte? Allenfalls in der Radio Bremen-Kantine denkbar und das sagt Eingeweihten nun wirklich alles!

In Bremens großer kleiner Programmzeitschrift Mix bietet sich eine 2 Mann-Damen-Kapelle mit Schlagern und Chansons für Veranstaltungen an. Travestie a la Carte oder was?

Ein Stier namens Hermann wurde in Holland gentechnisch derart aufgerüstet, daß die süßen Kälbchen aus seiner Lendenkraft zu Kühen heranwachsen, deren Milch der menschlichen Muttermilch entspricht. Stand gestern in BILD und wo wir das schon mal glauben wollen, wird bei BREMERLAND sicher schon darüber nachgedacht, ob das Verfahren auch in umgekehrter Richtung praktikabel ist. Leserinnen und Leser, die entsprechende Job-Angebote erhalten, sollten sich vor Stellenantritt ihrer Verantwortung für die Schöpfung bewusst sein.

Ein älterer Akkordeonist, der eine Solistenkarriere offenbar nicht nur wegen der Intrigen des Showbusiness verfehlt hat, müht sich redlich in der Sögestraße um die Wiedergabe des Schneewalzers. Neben ihm eine fröhliche Stadtstreicherin, die mit den Worten „Das ist mein Lieblingslied“ auf einen Herrn um 4O im feinsten Banker-Dress zuspringt und das Tänzchen dann mit ihm formvollendet zu Ende bringt. Und daß der Tanzpartner seine Dame dann noch formvollendet an den Platz zurückbringt, dem Musikanten ein paar Silbermünzen mit höflichem Kopfnicken in den Hut legt: Dies alles lässt uns hoffen, daß die Welt besser ist, als die Wahlergebnisse glauben machen. Ulrich Reineking-Drügemöller