: Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine
Affären Argentinien/Spanien 1994, R: Betty Kaplan, D: Jennifer Conelly, Antonio Banderas
„Es geht nicht um die Geschichte, es geht um den Gesang, den Isabel Allende und Betty Kaplan anstimmen – und der ist mehr als das Libretto. Statt des revolutionären Leben-oder-Sterben geht es den Autorinnen um Lachen-oder-Weinen, was jedenfalls bei mir den Intensiveffekt hatte, daß das eine Auge lachte, das andere weinte.“ (epd) Ufa-Stern
Am Ufer des Flusses Portugal/Frankreich/Schweiz 1993 R:Manoel de Oliveira
Eine attraktive Frau, die einen wesentlich älteren Mann heiratet, steigt durch diese Ehe zwar in die Kreise des portugiesischen Landadels auf, der Preis ist jedoch zunehmende Einsamkeit, die sie mit amourösen Affären und (Gesellschafts)spielen zu verdrängen versucht. Eine durch ihre inszenatorische Geschloßenheit überzeugende epische Literaturverfilmung, die die Trennung von Körper und Seele als Ursprung des Lebensschmerzes reflektiert und in eine religiöse Dimension hebt. Zugleich ist der hervorragend inszenierte und gespielte Film eine Auseinandersetzung mit der traditionverhafteten Oberschicht Portugals. (Josef Nagel ,epd Film) Kino 46
Anders als die Anderen Deutschland 1919, R:Richard Oswald, D: Conradt Veidt
Dieser Stummfilm gilt als das erste Werk der Filmgeschichte, das sich mit dem Thema Homosexualität aueinandersetzt. Er handelt von einem Violinvirtosen, der wegen einer schwulen Liebesbeziehung brutal erpresst wird, und sich wegen der Pressionen nach einer Anklage wegen Vergehen gegen den § 175 umbringt. Bei der Premiere des Films verließen Soldaten (!) unter Protest die Vorstellung, und ein nationalistischer Beobachter bemerkte: “Nur rassefremde Besucher blieben bis zum Ende.“ Der Film wurde dann bald von der Zensur gestoppt und nur zur Vorführung für „Ärzte und Medizinalbeflissene in Lehranstalten“ freigegeben.“
Kino 46
Asterix in AmerikaBRD 1994 R:Gerhard Hahn
„Noch nie wurde (in Deutschland) ein Zeichentrickfilm so aufwendig produziert wie dieser. Mit ungeheurem Aufwand und Riesen-Budget wurde er in drei Jahren in Berlin hergestellt. Als Vorlage diente der 22. Comic Band „Die große Überfahrt“, der allerdings sehr frei bearbeitet wurde. Hier betritt Asterix zum ersten Mal im Kino neue Ufer. Der Druide Miraculix wird von den Römern über die Erdscheibe katapultiert. Asterix und Obelix machen sich auf die Suche nach ihm - und entdecken zufällig die neue Welt: Amerika. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Europa katapultiert einen Zeichentrickfilm hinüber in der Hoffnung, daß die USA Europa als Trickfilm - Land entdecken möge“ (epd Film) Ut-Kino, Ufa-Palast
Aus der Mitte entspringt ein Fluß USA 1992, R: Robert Redford, D: Craig Sheffer, Brad Pitt
Redfords pathetische Hymne auf das Gute, Schöne, Wahre im amerikanischen Teenager. Wenn nur alle aufs Land ziehen und permanent angeln würden, wären die meisten Probleme schnell gelöst. Schöne, romantische Naturaufnahmen und junge Burschen, die sich gegenseitig ihre Seele offenbaren. Redford hat mit der Romanvorlage von Norman Maclean eines seiner Lieblingsbücher verfilmt, sich dabei redlich Mühe gegeben und sogar einen Oscar für die beste Kameraarbeit ergattert. Gondel
Die Bartholomäusnacht Frankreich 1994, R: Patrice Chéreau, D: Isabelle Adjani, Jean-Hugues Anglade
„Die einzigen, die garantiert nicht auf ihre Kosten kommen, sind Heinrich-Mann-Leser, die auf eine Verfilmung der „Jugend des Königs Henri IV“ hoffen. .“ (taz) Gondel
Der bewegte MannBRD 1994, R:Sönke Wortmann D:Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol
Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminszenzen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New Wave - Filme der achtziger: Die Situation des Heteros unter Schwulen erinnert bisweilen an die Preussen unter Bayern oder an die Yuppies unter Punks. Im Grunde ist „Der bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulen - Comics in ein buddy movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd Film)City und UT-Kino
Bitter Moon Frankreich/ Großbritannien 1992, R: Roman Polanski, D: Peter Coyote, Emmanuelle Seigner
„Harold Pinter meets Zalman King: So ließe sich Roman Polanskis jüngste Regiearbeit auf eine knappe Formel bringen. Vier Jahre nach Frantic versucht er sich an einer Mischung aus tiefschürfender Charakterstudie und schlüpfrigem Softsex, aus qualvollem Beziehungszwist und lodernder Leidenschaft - das konnte ja nicht gutgehen. Unentschieden, ja: unausgegoren wirkt der Film; Polanski macht sich auf die Suche nach menschlichen Abgründen, doch was er findet ist abgrundtief peinlich“ (Frank Schnelle epd)Gondel
Blue Großbritannien 1993, R: Derek Jarman
Jarman, der im Laufe seiner Aidskrankheit langsam erblindete und inzwischen gestorben ist, zeigt in seinem letzten Film nur 76 Minuten lang die Farbe Blau. Drei Schauspieler und Freunde lesen seine Texte im Off. „Die Stimmen, die von Krankenhausaufenthalten, vom beständigen Warten in Wartezimern und dem selten gewordenen Glück eines Kaffees mit Freunden erzählen, sind mit Alltagsgeräuschen unterlegt, den Manifestatorten einer anderen, im Bild nicht mehr vermittelbaren Welt. Im Bild würde sich diese Welt immer nur auf ein Bild verstehen, sich festlegen auf die Eindringlichkeit eines ersichtlichen Sterbens“ (Heike Kühn epd)- Cinema
Claire of the Moon USA 1992 R:Nicole Conn
Vorpremiere im Rahmen des lesbisch-schwulen Filmfestes: „ein low - budget independent Spielfilm aus Oregon, und dies ist bemerkenswert genug. „Independent“ im Sinne eines Experimentierens mit Inhalten und Darstellungsweisen lesbischer Realitäten ist dieser Film jedoch ganz sicher nicht. Dafür ist er mitreißend für alle, die sich dem Spiel mit Klischees, Stereotypen, lesbischen und filmischen Mythen und einer guten Portion Dialogwitz ganz und gar überlassen.“ (Karin Jurschick) Kino 46
Corinna, Corinna USA 1994 R: Jessie Nelson D: Whoopi Goldberg
Ein armes Mädchen ist nach dem Tod ihrer Mutter so betrübt, daß es nicht mehr spricht. Der Vater engagiert ein Kindermädchen, und da es von Whoopi Goldberg gespielt wird, kann man sich den Rest schon denken. Nach Mr. Doubtfire die zweite Hollywoodkomödie in kurzer Zeit über eine heldenhafte Ersatzmutter.Ufa-Palast, UT-Kino
The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson
Und ewig prasselt der Regen, ewig schön pladdert er auf die pittoreske Stadtkulisse hernieder, in der sich gleichfalls schön zerfurchte Menschen herumschlagen. So aber ist der ganze, schöne Film: Bild um wunderhübsches Bild wird hier den Zuschauern um die Augen geschlagen – jedes einzelne so clever, so effektvoll stilisiert, daß sämtliche Charaktere zu Comicfiguren der dämlichsten Sorte erstarrt sind. Was hier als schicker „Trash“ für ein vermutlich trendbewußtes Teenie- und Twenpublikum verhökert werden soll, ist genau das: Trash, Müll – Altmetall statt Heavy Metal Ufa SternD
Desert Hearts USA 1985 R: Donna Dutch, D: Helen Shaver
Inzwischen der Klassiker des lesbischen Films, denn die Zielgruppe in- und auswendig kennt. Er erzählt eine einfache Liebesgeschichte um zwei Menschen, die zufällig Frauen sind.Cinema
The Doors USA 1990, R: Oliver Stone D: Val Kilmer
„Stone fährt fort mit seiner Leichenschau des Amerikas der 60er mit dieser nachsichtigen Rekreation des künstlerischen und destruktiven Lebens von Jim Morrison. Das endgültige Scheitern des Filmes wird durch die zu exakte Reproduktion des späteren Lebens von Morrisson bedingt. .“ (James Monaco, The Movie Guide) Modernes
Drei Farben: Rot Frankreich/Schweiz/Polen 1994, R: Krzysztof Kieslowski, D: Irène Jacob, Jean-Louis Trintignant
„Nach dem Blau der Freiheit und dem Weiß der Gleichheit steht ROT, letzter Teil der an der Trikolore und den Idealen der französischen Revolution orientierten Drei Farben-Trilogie unter dem Motto der Brüderlichkeit. (...) ROT variiert vor allem anderen, als dominantes Thema und emotionale Grundfarbe, das Motiv der Einsamkeit. Schon zu Beginn, als programmatische Ouvertüre, geht ein Telefonanruf ins Leere. Nur noch das Telefon, fallweise von ihrem Anrufbeantworter vertreten, verbindet Valentine (Irène Jacob) mit ihrem Freund Michel. Es ist eine Beziehung auf Sichtweite, ebenso verfehlt wie naheliegend, als wären sie eines jener Traumpaare, von denen uns das Kino erzählt.“ (epd) Atelier und Casablanca (OL)
Eat Drink Man Woman Taiwan 1994, R: Ang Lee, D: Sihung Lung, Kuei-Mei Yang
„Recht ereignislos und ein wenig klischeehaft läßt sich diese Komödie an, um aber bald beträchtliches, ja: hongkongwürdiges Tempo vorzulegen. Blitzschnell geht es von einem Schauplatz zu anderen, von einer Tochter zur nächsten, und wer nicht aufpaßt, kann in kurzer Zeit schon recht viel verpaßt haben. Und da geraten auch die scheinbar stabilen Konstallationen in muntere Verwirrung, und fast schon wie bei Shakespeare tut sich hinter der Welt des schönen bunten Scheins eine andere auf, nicht gerade abgründig, aber doch voll Bitternis und Wehmut.Atlantis
Einsam, Zweisam, Dreisam USA 1994, R: Andrew Fleming, D: Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin, Josh Charles
Weil ihr Vorname ein wenig männlich klingt, wird die selbstbewußte Alex zusammen mit dem intellektuellen Eddy und dem Partylöwen Stuart ins selbe College-Appartment einquartiert. Da beginnen die Verwicklungen: Stuart will mit Alex ins Bett, Alex steht auf Eddy, Eddy wiederum auf Stuart. Ufa-Stern
Der Elefantenmensch GB 1980 David Lynch D:John Hurt, John Gielgud, Anne Bancroft.
Eine schöne Seele, die in einem monströsen Körper gefangen ist. Das ist die tragische Geschichte des Elefantenmenschen, der tatsächlich am Ende des 19. Jahrhunderts lebte und ähnlich wie Kaspar Hauser einen der ersten weltweiten Medienrummel auslöste. (Michael Jackson hat auf einer Auktion sein Skelett erstanden). David Lynch verfilmte in seiner ersten Arbeit für ein Studio (nach dem zum großen Teil in seiner Garage gedrehten „Eraserhead“) das viktorianische Melodram mit einer Wärme und Zurückhaltung, die bei seinen späteren Filmen gänzlich verlorengehen. Gerade sein Film über einen „Freak“ hat in seinem Ouvre am wenigsten von einer Freakshow. Sein humanster Film ist in strengem Schwarzweiß suggestiv verfilmt und mit bemerkenswerter Behutsamheit mehr auf die menschlichen Dimensionen des Themas verweisend als an vordergründigem Horror interessiert. Cinema
Erdbeer & Schokolade Kuba 1993, R. Tomas Gutierrez Allea, Juan Carlos Tabio, D.Jorge Perugorria, Vladimir Cruz,
Noch bevor die große Flucht begann, hat Alea, der große Mann des kubaischen Kinos seine Liebeserklärung an sein Heimatland verfasst und die endet, wie könnte es anders sein, mit dem Abschied von Kuba. Eine aberwitzige, bisweilen melancholische Komödie über Kommunismus und Homosexualität, über Machismo und Katholizismus, über schwarze Magie und den schwarzen Markt, über John Donne, Vargas Llosa und Maria Callas, über Sonnenblumen und kaputte Kühlschränke. Filmstudio, Cinema
The Flintstones – Familie Feuerstein USA 1994, D:Harold Ramis, John goodman musik B 52–s
Jawohl,es handelt sich hier tatsächlich um Fred, Wilma, Barnie Geröllheimer & Co. Den dämlichsten Bevery Hillibillies dicht auf den Fersen, soll auch hier eine US-Uralt-Serienklamotte wiederbelebt und auf Spielfilmformat aufgeblasen werden. Bereits der Soundtrack der Senioren Waver B 52s läßt in seiner Bravheit Schlimmstes befürchten - zu hoffen bleibt, daß John Goodman , der ja auch mal richtig gute Bösewichte verkörpert hat, hier nicht endgültig auf Knallkopp – Charaktere abgestempelt wird. Ufa-Stern und UT-Kino
Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis D: Tom Hanks
Ein reiner Tor rennt durch die Zeitgeschichte der USA. Der dumme, unschuldige Forrest Gump ist zufällig immer gerade da, wo gerade Geschichte geschrieben wird. Von der Geburtsstunde des Rock'n Roll über die Bürgerrechtsbewegung und den Vietnamkrieg bis zu den zynischen 80ern und Aids – immer steht da ein linkischer, lieber Trottel mit auf der Weltbühne und macht sich auf alles seinen eigenen Reim. Europa, Schauburg, Muwi-Filmkunst
I love trouble – Nichts als Ärger USA 1994, R: Charles Shyer, D: Julia Roberts, Nick Nolte
Julia Roberts contra Nick Nolte: „Aus diesem Geschlechter-Schlagabtausch hat Shyer ein zähes Krimikomödchen zusammengeschustert, das mit abgegriffenen Handlungsmotiven hausieren geht, doch dabei allenfalls sehnsüchtige Erinnerungen an legendäre Perlen aus der Hochzeit Hollywoods weckt. Shyers uninspirierte Regie, das einfallslos gewebte Drehbuch und Dialoge, denen trotz viel Geschwätz jeglicher Biß fehlt, geben einem faden Filmchen den Rest.“ (epd) Ufa-Stern und UT-Kino
Juniors freier Tag USA 1994, R: Patrick Read Johnson, D: Joe Mentegna, Laura Flynn Boyle Und weiter geht die Reihe mit Familienfilmen über ach, so pfiffige kleine Kerlchen. Etwas dem Trend hinterher, den „Kevin“ vor gut zwei Jahren auslöste, trollt sich nun „Baby Bink“ über die Leinwand, entfleucht drei bräsigen Kidnappern und stolpert munter durch die Großstadt, um im Affenkäfig des dortigen zoologischen Gartens zu landen.Ufa-Palast und UT-Kino und UT-Kino
Das Kartell USA 1994, R: Philip Noyce
„Der von keiner Muse der Regiekunst geküßte Philip Noyce hatte auch schon Clancys erzreaktionäres Buch „Die Stunde der Patrioten“ verwässert und sich den Zorn des Autors zugezogen. Jetzt, mit dem „Kartell“, hat Noyce sich selbst unterboten und den Vorlagenlieferanten an den Rand eines Herzkasperles getireben“ (taz)Ufa-Palast und UT-Kino
Die kleinen Strolche sind zurück USA 1922-27
Ein wilder Haufen Kinder, der jedliche Ordnung der Erwachsenenwelt in Sekundenschnelle ins Chaos verwandelt. Dieses einfache und ewig gültige Rezept für Slapstickfilme hat Hal Roach schon in der Stummfilmzeit entwickelt. Seine Serie von Kurzfilmen mit den kleinen Strolchen wurde ein so großer Erfolg, daß er bis 1942 insgesammt 221 Folgen produzierte. In Deutschland liefen „Die kleinen Strolche“ in den 60er Jahren im Fernsehen, und Farina, Mary, Mike und Joe waren unter Kindern so beliebt wie später Ernie, Bert und Kermit. Im Hollywood von heute ist Kevin ein später Enkel der kleinen Strolche. Die Originale gibt es jetzt in diesem Programm mit sieben Folgen der Serie, die alle zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sind.Schauburg
Der Klient USA 1994, R: Joel Schumacher, D: Susan Sarandon, Tommy Lee Jones
„Mit Brad Renfro – er wurde in einer landesweiten Suche unter 5000 Jungen ausgewählt –, der eindrucksvollen Susan Sarandon und dem schön unterkühlt agierenden Tommie Lee Jones als ehrgeizigem Staatsanwalt hat Regisseur Schumacher aus einem lahmen Buch (Vorlage: John Grisham) einen spannenden, einen menschlichen Thriller gemacht, dessen leise Zwischentöne nicht permanent von quietscheden Reifen und detonierenden Sprengkörpern übertönt werden. Autor Grisham kann mehr als zufrieden sein.Ufa-Palast
Lehrling des Meisterdiebs Schweden 1992,
R:Henry Meyer
Schweden, 1808. Die zwölfjährige Jossi und ihre etwa ältere Schwester leben mit ihrer Mutter in armen Verhältnissen. „Ein stimmungsvoll fotografierter und einfühlsam inszenierter Kinderfilm, der das schwierige Thema der weiblichen Identitäts- und Selbstfindung für kleine Zuschauer verständlich und fesselnd aufbereitet.“ (Film-Dienst)Kino 46
Naked in New York USA 1994 R: Dan Algrant D: Mary Louise Parker, Eric Stolz
„Statt mal wirklich ins nackte Menschenleben zu greifen, die Sensatiönchen des Alltags aufzulesen und in ihrem absurden Alltagswitz zu schildern - da verlegen sich die Filmemacher doch lieber auf die handelsüblichen Schablonen. Algrant ist zwar selber erst der Filmschule entwachsen, aber die Konventionen des Kinos hat er offenbar schon tief verinnerlicht. Der junge Held seiner Geschichte (Eric Stoltz) ist talentiert , aber natürlich zu ungeduldig und verzweifelt vorerst am Erfolgsdruck der Gesellschaft oder was auch immer - eine kaputte Familie samt nicht gehabtem Vater steht auch noch irgendwo nützlich im Hintergrund herum; die junge Heldin (Mary-Louise Parker) wächst natürliche rasch zur vernunftbegabten Erfolgsfrau, und so leben sich halt beide wieder auseinander. Das ist alles so richtig, und wichtig und altersweise - daß es den Charakteren fast das letzte bißchen Leben austreibt.“ (taz) Atlantis
Natural born killers USA 1994, R: Oliver Stone D: Juliette Lewis, Woody Harrelson, Tommy Lee Jones
„Süß bedrohlich wie zu dichter Konfetti-Regen prasselt „Natural Born Killers“ auf Gläubige und Nichtgläubige. (...) Mit einem thanksgiving - Korb voll visueller Ideen hat sich Stone vorgenommenn, sowohl David Lynch wie auch Kokshead Quentin Tarrantino - auf dessen Story das Ganze basiert - aus dem Feld zu schlagen. (..) Natürlich ist Stone auch auf den Serial - Killer - Zug aufgesprungen. Wickey und Mallory sind seine Variante von Bonnie und Clyde. (...) Daß Stone die neuseten Zelebritäten - Kalamitäten um O.J. Simpson aufruft, um sein Projekt zu verteidigen, ist natürlich reine Heuchelei; und es sind genau diese Prätentionen, die einen Megaballon wie diesen Film wie Sandsäcke am Boden halten. (Mariam Niroumand, taz) Schauburg, UT-Kino
Nessie, der lustigste Dino der Welt
BRD 1985, R: Rudolf Zehetgruber
Kam zuerst mit dem Untertitel „das verrückteste Monster der Welt“ und mäßigem Erfolg in die Kinos. Junge Männer aus einer Autowerkstatt retten am See Loch Ness mit einer Seeungeheuerimitation Schloßbewohner vor Mordanschlägen und kommen damit dem echten Nessiemonster ins Gehege. Einfältige Mischung aus Krimi, Klamauk und Action für schlichte Unterhaltungsansprüche. Ufa-Palast
Nostradamus - der Film Deutschland/GB 1994, R: Roger Christian, D: Tchecky Karyo, Amanda Plummer
„Unter der Regie von Star-Wars-Requisiteur Roger Christians wird aus Jean-Jacques Annauds „Der Name der Rose“ abgekupfert. Nostradamus wird verkörpert von einem gewissen Tcheky Karyo, der vergeblich versucht, mit rotgeränderten Augen das Wirken diabolischer Kräfte vorzutäuschen. Auch die mangels erkennbarer Handlung eingestreuten derb-barocken Fickszenen verleihen Nostradamus nicht direkt den Hauch visionärer Größe. Selbst die Pestbeulen am Hals dahinscheidender Nebenakteure riechen nach Plaste & Elaste.“ (taz) Ufa-Stern
Pinocchio USA 1940, R: Walt Disney
Nach dem Welterfolg seines ersten langen Zeichentrickfilms „Schneewittchen“ (1937) steigerte Walt Disney die Faszination, indem er auf Collodis hölzernen Bengel Pinocchio setzte. In einer Kaskade von Rhythmen, Tönen und sich stimmungsmäßig wandelnden Farben reiht sich eine gelungene Überraschung an die andere. Eine der liebenswürdigsten Schöpfungen des Genres, die von Disneys späteren Produktionen (wie „Bambi“, „Fantasia“, „Dumbo“) nicht mehr übertroffen wurde. City
Pippi Langstrumpf geht von Bord Schweden/Deutschland 1969, R: Olle Hellbom D: Inger Nilsson
Astrid Lindgren hat gerade vor ein paar Wochen den alternativen Nobelpreis gewonnen, und für ihre Pippi Langstrumpf Bücher kommt sie sicher in den Literatenhimmel. Auch wenn die Serie immer wieder im Fernsehen gezeigt wird: im Kino ist Pippi am schönsten. Atlantis
Round Midnight Frankreich 1986 R: Bertrand Tavernier, D: Dexter Gordon, Francois Cluzet
Der Jazzmusiker Dexter Gordon spielte den genialen Tenorsaophonisten Dale Turner, der 1959 in Paris versucht, seine Dämonen Alkohol und Heroin zu besiegen. Ein französischer Jazzfan hilft ihm dabei. Eine große Liebeserklärung an den amerikanischen Jazz, wie sie nur ein Franzose machen konnte. Besonder gelungen sind die live eingespielten Musikaufnahmen mit Jazzern wie Herbie Hancock, Wayne Shorter und Freddie Hubbard. Für Woody Allen war Dexter Gordon in diesem Film „der beste schauspielende Nichtschauspieler ailler Zeiten“.Kino 46
Shadow und der Fluch des Khan USA 1994, R: Russell Mulcahy, D: Alec Baldwin
„Erdacht in den frühen 30er Jahren, verbrachte der wenig bekannte Superheld „The Shadow“ seine ersten Jahre im Radio, bevor er auch in zahlreichen Groschen- und Comic-Heften gegen das Böse wüten durfte. (...) Optisch ist der Film in seiner Mischung aus 30er Jahre Art-deco-Bauten und High-Tech-Spezialeffekten sogar beeindruckender als Tim Burtons „Batman“. Im Gegensatz zum Fledermaus-Mann aber macht der Titelheld (...) wenig her. Kunststück: Sein Trick besteht eben darin, sich duch Hypnose seiner Opfer unsichtbar zu machen. (..) Wirklich elend ist das Drehbuch, das den Darstellern halbherzig-witzige Dialoge in den Mund legt, die dem Film oftmals Tempo und Spannung nehmen.“ (Heiko Schneider, TV Spielfilm) City, Ufa-Palast
Speed USA 1994, R: Jan De Bont D: Keanu Reeves, Dennis Hooper, Sandra Bullock
Auch aus lächerlichen Geschichten kann man gutes Kino machen: ein Bus rast fast den ganzen Film über mit 80 km/h über die Freeways von Los Angeles, weil ein Terrorist eine Bombe so angebracht hat, daß der Bus explodiert , wenn er zu langsam fährt. Infantiles Actionkino ? Natürlich, aber auf höchstem Nivea:“Ein Film, der seinem Titel vollauf gerecht wird, Cinema pur aus Hollywood. Eine Geschichte auf Bewegung reduziert. Gleich die Titelsequenz, in der die Kamera in einem Aufzugsschacht abwärts gleitet, und dabei die Titel, so plastisch, als seien sie in 3-D , kurz aufblitztn, entwickeln einen Sog, der den Zuschauer anschließend zwei Stunden lang nicht losläßt. Mit der Präzision eines Uhrweges läuft alles ab - Vorspiel, Drama, Nachspiel. (...) Die einzige Konkurenz in Sachen steigender Adrenalinspiegel für diesen Film sind die finalen drei Minuten von „The Wrong Trousers“ (Frank Arnold epd )Ufa-Stern, UT-Kino
Tausend Küsse.../Camelita Tropicana/Nitrate Kisses Deutschland/ USA 1992 - 94
Drei Kurzfilme im Rahmen des lesbisch-schwulen Filmfestes: der deutsche „Tausend Küsse an Wanda“ handelt von „Fragmenten weiblicher Sexualität“, der zweite erzählt von einer berühmten Nachtclub-Entertainerin und der letzte ist ein Essay aus alten Filmausschnitten, Liebesszenen, Fotostories und Dokumenten.Kino 46
True Lies USA 1994, R: James Cameron, D: Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis, Tom Arnold
„Wie seit dem ,Terminator' üblich, ersteht Arnold aus dem Nichts, ist plötzlich da, keine Geschichte, nur ein Zustand, und zwar diesmal ein 007-artiger. I“ (taz) Ufa-Palast
Die unendliche Geschichte 3 D/USA 1994, R: Peter McDonald, D: Jason James Richter
In den Studios von Babelsberg gedrehte Fortsetzung der erfolgreichen Serie. Nun sollte die Geschichte zwar unendlich sein, aber der Autor der Romanvorlage Michael Ende war so klug, seinem Roman keine Fortsetzung folgen zu lassen. Mit dem Originalstoff konnte man bequem zwei Filme füllen, aber was dem Bastian im Teil 3 widerfährt hat nicht mehr viel mit dem Roman zu tun. Die wunderlichen Wesen aus Fantasia sind hier in die „reale“ Welt von heute katapultiert worden, und so fliegt der Glücksdrache Fuchur jetzt gegen die „Nasties“, eine üble Bande an Bastians High School. Bastian und die kindliche Kaiserin sind mit den sie verkörpernden Schauspielern schon ziemlich alt geworden, aber bei all den aufwendigen Special Effekten fällt das kaum weiter auf.Ufa-Palast, UT-Kino
Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell
Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf die bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Ufa-Palast, UT-Kino, Modernes, City und Casablanca (OL)
Wallace & Gromit USA 1994, R:Nick Park
„Mit Wallace & Gromit entwickelt der Trickfilmspezialist Nick Park ein Kinopaar, das gute Chancen hat als die gekneteten Erben von Laurel & Hardy in die Filmgeschichte einzugehen. Wallace ist ein typisch britischer Spießbürger im Strickpullover und vollgestopft mit abgedroschenen Redensarten, Gromit ist sein kluger Hund, der Zeitung und das Handbuch für Hundeelektronik liest. In „The Wrong Trousers“ stürzt Park sein Heldenpaar in ein hanebüchenes Abenteuer mit ferngesteuerten Hosen, einem bösen Erzpinguin, Hundetränen und blauen Bohnen. Als großes Finale gibt es eine Verfolgungsjagd auf einer Modeleisenbahn (!), deren surrealer Witz an die Cartoons von Tex Avery erinnnert. (Willi Hippen/taz )Cinema
When A Man Loves A Woman USA 1994, R: Luis Mandoki, D: Meg Ryan, Andy Garcia.
... dann sieht das meistens so aus: Er geht darin auf, sie kämpft mit sich und der Dreifachlast Mann, Beruf, Kinder. Ja und dann – geht sie nicht auf Konfrontation, sondern trinkt. Und es wird immer schlimmer. So viel zum Stichwort „heile Familie“. Ufa-Stern
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