Kommentar – vgl. S.22
: Kaninchen FDP

■ Hakenschlagen nützt nichts mehr

Wie das Kaninchen vor der Schlange ist die Bremer FDP-Führungsriege seit dem 16. Oktober in Erstarrung verfallen. Dabei ist die Partei mit der Kaninchenrolle durchaus vertraut. Immer wieder hatte die FDP in der Vergangenheit durch schnelles Hakenschlagen ihre parlamentarische Existenz sichern können. Je nachdem, welche Regierungsmehrheit in Sicht war, fand sie in Bund und Ländern ohne allzu große Probleme zu Koalitionsaussagen für die CDU oder die SPD – und wurde von deren Sympathisanten an der Wahlurne entsprechend gestärkt.

Daß jetzt ausgerechnet die Bremer FDP nach dem Wahldesaster des 16. Oktober derart erstarrt, hat wohl vor allem mit der begründeten Angst zu tun, daß ihr kein Hakenschlagen mehr nützen wird, wenn im kommenden September die neue Bürgerschaft gewählt wird. Von einer Mehrheit für CDU und FDP ist Bremen derzeit noch weiter entfernt als vor vier Jahren. Und ein sozialliberales Bündnis würde selbst bei einer rechnerischen Mehrheit in der Bürgerschaft am übergroßen rot-grünen Widerstand innerhalb der Bremer SPD scheitern.

Da bleibt der FDP nur noch das stumme Warten auf den Todesbiß der Wahlvolk-Schlange. Oder aber die FDP lernt schleunigst Brüllen und gewöhnt sich an das Leben eines Löwen – in der Opposition.

Dirk Asendorpf