Klaus Töpfer läßt den Castor los

Das Land Niedersachsen muß dem ersten Transport abgebrannter Brennelemente nach Gorleben zustimmen / Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg ruft zum Widerstand auf  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Monika Griefahn wird der Anweisung von Klaus Töpfer folgen, und den ersten Transport von hochradiaktivem Abfall nach Gorleben genehmigen. „Wir werden mit Ablauf der aus Bonn gesetzten 14-Tage-Frist, also wahrscheinlich am 9. November, die Zustimmung erteilen“, sagte gestern ein Sprecher des Umweltministeriums. Wann der Castor mit abgebrannten Brennstäben aus dem AKW Philippsburg losfährt und wie weit er kommt, ist so unklar wie in diesem Sommer. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg rüstet sich zum nächsten „Tag X“. Sie schimpfte gestern in einer Erklärung Klaus Töpfer einen „Atomkraftdurchsetzungsminister“, krisierte aber auch die Haltung des Landes Niedersachsen als „butterweich“. Bereits in der kommenden Woche werde per Telefonkette zu einer erneuten Aktion eingeladen, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. Das Lager „Castornix“ im Gorlebener Wald stehe für Besucher offen.

Einen Vorlauf von etwa zwei Wochen benötigt Niedersachsens Polizei, um den Begleitschutz für den Castor-Behälter vorzubereiten. „Üblicherweise bekommen wir den Termin 14 Tage vorher mitgeteilt“, sagt ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover. Auch für die Polizei wäre damit der 11. November der denkbar früheste Transporttermin.

Die insgesamt 30 Seiten umfassende „bundesaufsichtliche Weisung“, die am Mittwoch aus in Hannover eingegangen ist, schreibt der Landesregierung im Detail vor, mit welcher Begründung sie dem Transport des Castor-Behälters ins Wendland zuzustimmen hat. „Unsere Bedenken werden wir nicht mehr deutlich machen können“, meint Monika Griefahns Sprecher. Dennoch sei man weiterhin der Auffassung, daß der im Atomkraftwerk Philippsburg geparkte Castor nicht den Einlagerunsgbedingungen des Gorlebener Zwischenlagers entspreche. Das „Zurechtfeilen und Quetschen von Dichtungen“ sei kein ordnungsgemäßer Umgang mit hochradioaktiven Stoffen. Ministerpräsident Gerhard Schröder bestreitet nach wie vor, daß der Transprt nötig sei. Die Lagerkapazität in Philippsburg sei noch für lange Zeit ausreichend. Nunmehr, warnt Schröder, trage „Herr Töpfer die alleinige Verantwortung für den Transport und alle Folgen des Tranportes“.

Die BI Lüchow-Dannenberg glaubt, gegen den Castor „auch vor Gericht noch ein Eisen im Feuer“ zu haben. BI-Sprecher Ehmke kündigt für den kommenden Montag den Antrag einer einstweiligen Anordnung beim Verwaltungsgericht Lüneburg an. Schließlich sei über die Klage gegen das Zwischenlager in der Hauptsache immer noch nicht verhandelt worden.