Planung für östlichen Brückenkopf

■ Wettbewerb für das „Alsenviertel“ wird entschieden

Wie dicht die Bundestagsabgeordneten im früheren Alsenviertel nördlich des Reichstagsgebäudes künftig aufeinander sitzen werden, entscheidet heute die Jury im „Bauwettbewerb Alsenblock“. Auf der östlichen Seite der „Schultes-Spange“, gegenüber dem zukünftigen Bundeskanzleramt, sollen Büro- und Verwaltungsgebäude für rund 300 Parlamentarier, deren Mitarbeiter sowie für Angestellte des Deutschen Bundestages entstehen. Die beiden neuen Blöcke im Innern des Spreebogens, so die Raumanforderungen des Auslobers – die Bundesbaugesellschaft Berlin (BBB) –, sollen rund 110.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche aufnehmen.

In die Endrunde des Bauwettbewerbs gelangten nach Angaben der BBB Architektenteams aus der Bundesrepublik und den EU- Staaten. „Ursprünglich beteiligten sich 151 Planungsbüros an der Ausschreibung“, sagte Claudia Lemhoefer, Pressechefin der BBB, zur taz. Nach einer ersten Runde habe sich die Teilnehmerzahl auf 55 verringert. Im Wettbewerbsverfahren seien schließlich noch 49 Büros geblieben, die um 700.000 Mark Preisgeld stritten.

Als Orientierung für die Architekten diene der städtebauliche Entwurf des Berliner Architekten Axel Schultes, sagte Lemhoefer. Schultes hatte 1992 in seiner Planung eine breite Gebäudespange von Ost nach West quer über den Spreebogen gelegt. Als „westlicher Brückenkopf“ (BBB) ist der für 1996 geplante Bau des Kanzleramtes vorgesehen. Das östliche Pendant bilden die Alsenblöcke. Schultes sah für diese Bürogebäude Baumassen im Volumen etwa des Reichstagsgebäudes vor. Sorge vor solchen Dimensionen im Regierungsviertel und einem geschlossenen Abgeordneten-Ghetto hatte kürzlich Ulla Luther, leitende Planerin beim Bausenator, geäußert. Sie forderte statt „unübersichtlicher Proportionen“, wie sie den nahen Dorotheenblöcken drohten, öffentliche Wege und keine internen Vernetzungen.

Das Alsenviertel erhält mit der Wettbewerbsplanung für die Abgeordnetenbüros seine Bedeutung als Regierungsstandort zurück. Auf dem einstigen Militärübungsplatz war ab 1867 ein luxuriöses Wohn-, Regierungs- und Diplomatenquartier entstanden, das sich bis 1937 zu einem belebten Stadtteil am Königsplatz mauserte. Die Abrißpläne Albert Speers 1938 für den Bau der größenwahnsinnigen „Germania-Halle“ über dem Spreebogen zerstörten das Viertel ebenso wie die Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs. Allein das Schweizer Botschaftsgebäude ist bis dato erhalten geblieben. Planungen für städtische Nutzungen fehlen. Rolf Lautenschläger