■ Wendebrevier der Ost-Unis: Studenten kippten FDJ
Am 1. Mai 1989 rief die FDJ ein letztes Mal zu einem Pfingsttreffen nach Berlin, Hauptstadt der DDR. Das Gros der Studenten – so eine Umfrage von Psychologen – ging nur widerwillig hin. Im September 1989 wird in Leipzig aus vereinzelten Protesten eine machtvolle Manifestation. Der eine oder andere Student initiiert mit – aber nicht als Student. Am 12. Oktober, Honecker ist noch im Amt, formiert sich an der Humboldt-Uni Protest. Eine Versammlung bei den KulturwissenschaftlerInnen beäugt die Stasi aufmerksam. Die „gesellschaftlichen Kräfte“, melden die Spitzel an Erich Mielke, bleiben wirkungslos. Am 17. Oktober wird bei Humboldts die FDJ faktisch gekippt. Die „eingesetzten Diskussionsleiter“ werden abgesetzt, die Studenten versammeln sich auf dem Innenhof der Uni (siehe Foto). Die Leipziger aber haben im Zweikampf um die Gründung eines Studentenrats die Nase vorn: Am 9. November 1989 ist dort das Regiment der FDJ definitiv beendet. Mit der Mauer sinken auch die Chancen zur Eigenreform darnieder. Eine mehrtägige Blockade der inzwischen frei gewählten Volkskammer nützt nichts: Die DDR schafft am 13. Juni 1990 das elternunabhängige Grundstipendium ab.
Währenddessen sorgen die Ostprofessoren im vorauseilenden Gehorsam dafür, daß die Mehrheitsverhältnisse in den Uni-Gremien zugunsten ihrer Zunft auch in der DDR Einzug halten. Einzig die Studentenclubs überleben als DDR-typische Institution an den Unis.
cif
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