■ Einpeitscher: Teil 3
: Tyll Necker

Welche Macht hat Tyll Necker? Eigentlich gar nicht soviel. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) führt keine Tarifverhandlungen, genauso wenig wie Klaus Murmann (BDA) und Hans-Peter Stihl (DIHT). Aber immer dann, wenn die Stimme der Arbeitgeber gefragt ist und auch wenn sie nicht gefragt ist, meldet sich Necker zu Wort.

Trecker-Necker Foto: Andreas Schoelzel

Die freie Rede hat der Sohn eines Berliner Wirtschaftsredakteurs schon früh geübt – in der Odenwaldschule leitete er das Schülerparlament. Und lernte dabei wohl auch, die Rede immer ein bißchen den Umständen anzupassen. „Weniger Staat, mehr Marktwirtschaft“ ist das unaufhörlich verbreitete Credo des heute 64jährigen. So ganz genau wollte sich Necker aber nicht daran halten, als er 1992 staatliche Eingriffe in das Tarifrecht forderte. Damit sollte ostdeutschen Unternehmen ermöglicht werden, bestehende Tarifverträge nach unten auszuhebeln. Und wenn er heute den Abbau staatlicher Leistungen fordert, erinnert sich kaum noch jemand daran, daß er sich früher mal für Lohnkostensubventionen in den FNL stark machte.

Wenn es um niedrigere Steuern und Lohnkosten für die Betriebe geht, ist Necker ganz Unternehmer. Er hat Volkswirtschaft und Philosophie studiert, aber lediglich die Volkswirtschaft ist laut Munzinger heute noch „sein einziges Hobby“. Necker ist kein Mann vom „fertigen Geld“. Er hat die von ihm geleitete Firma, die Hako- Werke, nicht geerbt, sondern 1955 eingeheiratet. Nach dem Studium ehelichte er die Tochter des Firmengründers, 1960 avancierte Necker zum Mitgeschäftsführer und -eigentümer. Mit der Produktion von Motorhacken hatte es bei Hako angefangen. Necker erweiterte die Produktion hin zu Reinigungsmaschinen und kaufte 1991 einen Gartenbaubetrieb dazu. Heute stellt die Hako- Gruppe mit Hauptsitz in Bad Oldesloe auch Elektro- Kleintrecker und Räumfahrzeuge her und beschäftigt 1.500 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von 300 Millionen Mark.

Necker trat keineswegs immer nur als Hardliner und Gewerkschaftsfeind auf. So forderte er, den Umweltschutz in Unternehmen zur Chefsache zu machen. Gemeinsam mit dem DGB erarbeitete er eine Erklärung zu den Chancen des Euro-Binnenmarktes. 1987 wurde Necker BDI-Präsident, verließ das Amt 1990 und kehrte 1992 zurück. Ende des Jahres scheidet er endgültig aus. Barbara Dribbusch