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■ Neulich...an der Pommesbude

Drei Menschen in einer Frittenbude: Er, ein gut vierzigjähriger Hans, dick, gelangweilt, trägt alle Arbeitslosenzeit dieser Welt zur Schau. Sie, nennen wir sie Luise. Schmeißt den Laden ohne Hans, hat aber dieselbe Schnapsröte im Gesicht. Trägt Modeschmuck und Verantwortung. Und dann ist da noch Margret, die Freundin von Luise. Sie legen sich dienstags gegenseitig in die Dauerwellen, wenn sie dazu kommen.

Hans lehnt am Stehtisch, weil er vorher am Münzautomat gelehnt hat. Er trinkt Kaffee, glotzt durch sich drehende Broiler in die verschmierte Welt: „Was rumpelt denn da“, will er wissen und bewegt seinen strammen Corpus im etwas zu kleinen Ballonseidenanzug gen Ausgangstür. „Was ist denn da“, ruft Luise, an die siedenden Töpfe gebunden, ihm hinterher. „Eine Teermaschine“, tönt es dröhnend vom Asphalt her. „Eine Kehrmaschine?“ Doch die fettriefende Frage erstirbt ohne Antwort auf der Strecke. Das ist ihm doch zu dumm, dem Hans.

Während er rauchend den regennassen Asphalt abschreitet, erstirbt in der Frittenbude für eine Currywurtslänge das Gespräch. Luise wuselt. Margret hat Zeit, nach draußen zu gucken: „Guck mal, da ist Kilometerpaule.“ Ein Opa, dessen letztes Lebenslicht an einem Zigarrenstumpen glüht, schleppt sich am Fenster vorbei. Vorbei. Das Gespräch verstummt erneut. Luise wuselt. Margret gähnt. Dabei erwischt sie der zurückgekehrte Hans: „Ich auch“, sagt er knapp. Luise horcht auf: „Du schläfst doch bis mittags.“ „Nee, wenn du morgens kommst, bin ich immer schon am Tisch“, rülpst er. „Und wann ist das“, kommt es spitz von der Herdseite, „um 10!“

Das ist natürlich dem Hans wieder zu dumm. Er zeigt die kalte Schulter, lehnt sich an seinen Tisch, zieht heiß am Glimmstengel und trinkt kalten Kaffee zum Bier. Stumm glotzen jetzt alle drei nach draußen. Ein LKW! „Wo fährt der denn hin“, will Luise jetzt wissen. Gott ist die blöd, „zur Teermaschine“, weiß Hans ohne hinzugucken. „Zur Teermaschine“, fragt Lusie fassungslos. „Ja, hab ich doch eben gesagt.“ Erleichterung zeigt sich auf Lusies Gesicht: „Ach Teermaschine, ich hab die ganze Zeit gedacht, da wär –ne Kehrmaschine.“

Die Freude an Aufklärung bleibt ihr allein. Das Gespräch erstirbt wieder. Die Beobachterin ist satt von so viel Ballaststoff und verläßt den Ort des Geschehens. Beim Rausgehen fällt ihr Blick auf die schäbig graue Fassade des gegenüberliegenden Hauses. Ein Graffiti ziert die Wand: „Lebe wild und gefährlich“ - auch das noch.

Dora Hartmann

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