■ Mit Österreichs Müll auf du und du: Deponien gehen pleite
Wien (taz) – Anfang dieses Jahres ist das österreichische Müllvermeidungsgesetz in Kraft getreten. Hausmüll wird fleißig sortiert und wiederverwertet. Den Erfolg belegt ein Gutachten des Umweltministeriums: 10 bis 30 Prozent weniger Mischmüll in den Städten, im Umland von Wien waren es 50 Prozent weniger. Aber jetzt führen die Betreiber von Deponien einen Preiskrieg um den Rest. Umweltschützer schlagen Alarm. Sie werfen den Dumpingpreis-Deponien vor, seriöse Abfallbeseitiger in den Ruin zu treiben, den Mülltourismus zu fördern und nur primitivste Umweltstandards zu erfüllen.
Noch vor drei Jahren stand Österreich vor dem Müllnotstand. Spitzenpreise bis zu 430 Mark pro Tonne Müll wurden für den raren Deponieplatz gezahlt. Das Geschäft lockte Gemeinden aus strukturschwachen Gebieten wie der Steiermark. Sie boten zum Teil ihre unrentablen Bergwerke als Müllkippen an, ohne viel in den Umwltschutz zu investieren. Heute beherrschen ihre Billigangebote den Markt. „Es ist wieder Volumen vorhanden“, klagt Herbert Spreizer, Vizepräsident der Vereinigung österreichischer Entsorgungsbetriebe, „Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.“
Der liegt heute etwa bei 150 Mark pro Tonne. Das ist zuwenig für Betriebe wie die Salzburger Abfallbeseitigung GmbH (SAB), die etwa 70 Millionen Mark in Umwelttechnologie und Sortieranlagen investiert hat. Aber immer noch genug für die steirischen Low-Tech-Deponien. Industrie- und Gewerbebetriebe, die an keine längerfristigen Verträge gebunden sind, greifen zu. Weil Transportkosten nur ein Zehntel der Deponiegebühren ausmachen fahren manche Müllwagen bis zu 200 Kilometer weit zur billigsten Kippe. Die Folge: In Niederösterreich werden in den nächsten Jahren fünf von zehn Deponien vorzeitig geschlossen. Jörg Meyerhoff
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