Stoiber korrigiert die Geschichtsschreibung

■ Amigo-Affäre per Zensur beschönigt

München (taz) – Bayerische Geschichte auf 504 Seiten sollte in den Buchhandlungen eigentlich das Weihnachtsangebot bereichern. Geplant von der bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, landete das Werk mit dem klingenden Titel „Die Geschichte des modernen Bayern – Verfassung, Staat und Gesellchaft im 19. und 20. Jahrhundert.“ teils schon in den Buchhandlungen. Doch nun wurde es umgehend wieder eingezogen. Der Grund: Die politisch für die CSU längst ausgestandene Amigo-Affäre, von der im Geschichtsbuch in ein paar Sätzen die Rede ist, behagte der bayerischen Staatskanzlei nicht. Ohne Wissen des Verfassers sollen nun zwei Seiten aus dem 504-Seiten-Wälzer per Hand herausgetrennt und durch andere ersetzt werden. Dies hat Fridolin Engelfried, Journalist bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung, der wegen seiner Mitwirkung an der Aufdeckung der Amigo-Affäre mit dem „Wächterpreis der Tagespresse“ ausgezeichnet wurde, erfahren. Autor Peter Kock weiß davon nichts. Er hatte im „Bayern- Geschichtsbuch“ unter anderem geschrieben, daß Streibls Reisen und der Rücktritt des Ex-Ministerpräsidenten zu einem Führungskampf in der CSU zwischen Stoiber und Waigel geführt hätten. Diese Darstellung behagte dem mit absoluter Mehrheit regierenden Edmund Stoiber offenbar nicht. „Geschichte so, wie ich sie mag“, scheint das Motto des Ministerpräsidenten zu sein. Kommen uns da nicht Erinnerungen an die DDR? Klaus Wittmann