Wachsen Bohnen in Dosen?

■ Fachtag zum Essen in Kindertagesstätten „Gesünder essen - kinderleicht“ in Tenever

Sabrina ist fünf Jahre alt und ißt am liebsten Spaghetti mit Tomatensoße. Es dürfen jedoch keine Vollkorn-Nudeln sein. Diese Vorliebe teilt sie mit fast allen Kindern der Kindertagesstätte (KiTa) „Pfälzer Weg“ in Bremen-Tenever. Geschlagen werden die Spaghetti nur noch vom Eis, das es jeden Freitag als Nachtisch gibt. Was Sabrina dagegen nicht mag: „Paprika“. Bei dem, was Kinder nicht mögen, gibt es jedoch keine so großen Gemeinsamkeiten, berichtet Anja Wiedemann, Küchenchefin in Tennever, „die Abneigungen sind in jeder Kindergruppe anders“. Um gesünderes Essen und Trinken im Kindergarten ging es beim Fachtag „Gesünder essen - kinderleicht“, den das Amt für soziale Dienste Bremen und das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) gestern organisiert haben. Gekommen waren 240 PädagogInnen, Kinderärzte und BehördenvertreterInnen aus der ganzen Bundesrepublik, um sich zu informieren.

„Kinder essen in der Regel zu eiweißreich, zu fett, zu viele Süßigkeiten und trinken zu wenig“, berichtete Heidegret Bosche vom BIPS. „Verbindliche Richtlinien, wie sie für Erwachsenen-Kantinen selbstverständlich sind, fehlen im Bereich Kinder-Ernährung völlig“. Der Trend zu Fertig-Gerichten führe z.B. dazu, daß viele Kinder inzwischen glauben, Bohnen würden in Dosen wachsen, kritisiert Edeltraud Cebulla-Jäger von der Verbraucher-Zentrale: „Wir müssen den Kindern wieder eine neue alte Eß-Kultur vermitteln“. Damit auch in Familien gesünder gegessen wird, hat das BIPS das Faltblatt „Mein Frühstück im Kindergarten“ erstellt. „Mittlerweile verlangen viele Kinder von ihren Eltern ein Frühstück, das genauso zubereitet sein muß, wie auf den Fotos des Faltblattes“, freut sich Heidegret Bosche. Trotzdem gibt es noch viel zu verbessern: in vielen Bremer KiTas muß es beispielsweise Montags größere Portionen geben, um die Mangelernährung des Wochenendes wieder auszugleichen. In der Kita „Pfälzer Weg“ stehen Anja Wiedemann und ihrem Küchenteam 2,55 Mark pro Person und Tag zur Verfügung. Das hört sich zwar wenig an, „aber da wir ein großes Haus sind, kommen wir damit gut hin“, sagt die Küchenchefin. Das Küchenteam hat für die KiTa einen festen Wochen-Speisezettel entwickelt: Montags gibt es z.B. immer etwas mit Nudeln, Mittwochs immer Fisch. „Diese Regelmäßig-keit ist wichtig für die Kinder. Sie können sich dann auf ihr Lieblingsessen freuen oder wissen: ihhh, heute gibt es wieder Fisch“, ist Anja Wiedemanns Erfahrung. Ab und zu sind auch Kunstgriffe nötig, um den Kindern das Essen schmackhafter zu machen: Wer keinen gedünsteten Fisch mag, bekommt eben Backfisch und Fischwürfel nennt Anja Wiedemann auch schon mal „Chicken-Nuggets“. Dann nämlich „hauen die Kinder so richtig rein“, hat sie gemerkt. Und der Salat muß immer vor dem Hauptgang serviert werden, damit er auch gegessen wird. „Ansonsten kochen wir eigentlich nicht kindgerecht in dem Sinne“, findet sie: „Oft gibt es z.B. eine Rohkostschale mit Soße, die Kinder mögen das auch“. Statt konsequenter Vollwertkost serviert das Küchenteam möglichst ausgewogene Gerichte mit viel frischem Gemüse, roh und gekocht. Und ab und zu gibt es ein echtes kulinarisches Highlight, wie z.B. Geschnetzeltes in Sahnesoße. „Das ist so ein Essen, bei dem lecken sich alle die Finger“. Elke Gundel