„Unite & Act“ war wenig verbindend

■ Jugendtagung zu Rassismus lockte kaum BesucherInnen

Das Resümee war deprimierend: Ganze 350 BerlinerInnen konnten sich in den Herbstferien der vergangenen Woche aufraffen, eine „Jugendtagung über Rassismus und Antisemitismus in Europa“ der jüdischen Jugendorganisation B.B.Y.O. zu besuchen. „Wir hatten mit mindestens 1.200 bis 1.500 Leuten gerechnet“, gestand der B.B.Y.O.-Vorsitzende Jeffrey Drimmer nach Abschluß der Tagung gestern vor der Presse. „Vor allem türkische Jugendliche konnten wir anscheinend überhaupt nicht mobilisieren.“ Damit blieb die sechstägige Veranstaltung entgegen ihrem Motto „Unite & Act“ wenig völkerverbindend, sondern ein Treffen überwiegend jüdischer Jugendlicher sowie – nach deren Meinung – viel zu vieler Erwachsener.

Und das, obwohl das Programm sich sehen lassen konnte. Neben Vorträgen über Antisemitismus, Weltverschwörungstheorie und die Zukunft der Juden in Deutschland (unter anderen von Ignatz Bubis) wurden Diskussionsrunden mit Schulleitern zum Thema Rassismus an Schulen sowie mit der Abgeordnetenhauspräsidentin Hanna-Renate Laurien und dem Staatssekretär der Innenverwaltung, Armin Jäger, angeboten. Am vergangenen Donnerstag diskutierten ein Rabbiner und ein Mohammedaner heftig darüber, wer von beiden mehr gehaßt würde. Außerdem gab es Führungen durch Synagogen und Moscheen, Aktionstheater und Rap. Die Jugendlichen, die ihre Ferien auf der Tagung verbrachten, waren zufrieden. „Es ist etwas danebengegangen, weil sowenig Jugendliche da waren“, erklärte die 19jährige Miriam Milashut, „aber für mich waren die Veranstaltungen sehr informativ.“

Die Haupterkenntnis derartiger Tagungen ist jedoch immer die gleiche und vielleicht auch ein Grund dafür, daß insbesondere so wenige ausländische Jugendliche kamen. „Was man mal wieder gesehen hat, ist, daß Politiker sich mit der Jugend nicht sehr gut auskennen und es immer wieder drauf haben, sich rauszureden“, resümierte die 18jährige Judith Striek. Jeannette Goddar