Bald auch Quotenfrauen in der CDU?

■ Rita Süssmuth und Peter Hintze fordern die Einführung der Frauenquote Hintze: Die CDU kann sich den geringen Frauenanteil nicht mehr leisten

Bonn/Berlin (AFP/taz) – Nachdem die CDU-Frauen brav die Wahl abgewartet haben, setzen sie jetzt zur Quotenoffensive an. Gemeinsam mit CDU-Generalsekretär Peter Hintze will die Bundestagspräsidentin und Vorsitzende der Frauen- Union, Rita Süssmuth, auf dem CDU-Parteitag am 28. November einen entsprechenden Grundsatzbeschluß herbeiführen.

Trotz des zu erwartenden innerparteilichen Streits könne sich die CDU einen so geringen Frauenanteil in den Gremien wie derzeit nicht länger leisten, sagte Hintze gestern in Bonn. In der Tat ist der Anteil weiblicher CDU-Bundestagsabgeordneter eher kläglich. Mit 14,3 Prozent bildet die CDU das Schlußlicht. Zum Vergleich: Bei der FDP sind es 17 Prozent, bei der SPD 33,7 Prozent, bei der PDS 43,3 Prozent und bei Bündnis 90/Die Grünen sogar 59,2 Prozent. Eine zunächst bis zum Jahr 2000 befristete Drittel-Regelung soll dem christdemokratischen Mißstand entgegenwirken.

Zum einen soll bei Listenvorschlägen für Mandate jeder dritte Listenplatz mit einer Frau besetzt werden. Zum anderen sieht Hintzes und Süssmuths Plan vor, daß bei Vorstandswahlen auf Orts-, Kreis-, Landes- und Bundesebene auf jedem Stimmzettel mindestens ein Drittel der Stimmen für Frauen abgegeben werden muß. Würde zum Beispiel ein Vorstand gewählt, der aus neun Personen besteht, müßten die Parteimitglieder nach dem neuen Modell auf ihrem Wahlzettel mindestens drei Frauen ankreuzen. Stellen sich nur drei Frauen zur Wahl, müssen lediglich zwei Frauen angekreuzt werden, um, so Hintze, „Sowjet-Ergebnisse“ zu vermeiden. Wie die Bundesgeschäftsführerin der Frauen-Union, Ingrid Sehrbrock, gestern der taz mitteilte, ist dieses ungewöhnliche Modell auf seine juristische Zulässigkeit hin abgeklopft worden. Mehr CDU-Ministerinnen wird es der Republik allerdings nicht bescheren. Für die Zusammensetzung des Bundeskabinetts und der Länderkabinette soll diese Regelung nicht gelten. Sonja Schock