Und täglich killt das Kuscheltier

■ Neu im Kino: Der Zeichentrickfilm „Felidae “- Katzen suchen einen Mörder

Manchmal geschieht es beim Zusehen, manchmal mußt du streicheln: Dann hat sie dieses Glanz hinter der Pupille, hart, aggressiv, messerscharf. Du erstarrst im Fadenkreuz, ergibst dich dem Angriff. Doch ebenso plötzlich wölbt sie sich durch die Krallen nach außen und beginnt zu schnurren. Die Katze mutiert vom Killer zum Kuscheltier.

Ob Akif Pirincci so zu seiner Idee fand, mit „Felidae“ einen Katzenkrimi zu schreiben? Der gleichnamige, heute im Filmstudio anlaufende Film hat jedenfalls Ursachen, die berechenbarer sind: Das im Juli '89 erschienene Buch wurde in 14 Sprachen übersetzt und bis heute 1,5 Millionen mal verkauft. Filmproduzent Hanno Huth führt freilich höhere Gründe an an: „Während des Lesens hatte ich bereits eine Vision vom fertigen Film.“

Wie aber kriegt man Katzen dazu, als Detektive, Mörder und Leichen zu agieren? Die Lösung lag im Zeichentrick. 1992 beginnt die Arbeit bei der Trickompany in Hamburg. Da eine Trickfilmminute etwa 1400 Zeichnungen verbraucht, hatten 300 ZeichnerInnen 22 volle Felidae-Monate. Weltweit befanden sich Kreative auf dem Katzentrip, in Kanada, Irland, Dänemark, Deutschland und Seoul. Gespart wurde an nichts, die besten Studios wurden verpflichtet, Schauspieler wie Mario Adorf, Klaus Maria Brandauer, Uwe Ochsenknecht liehen den Katzen ihre Stimmen. Mit Kosten von 1,5 Millionen Mark ist Felidae 1994 einer der teuersten Trickfilme, die jemals in Europa produziert wurden.

Immerhin dreht er sich um 450 Leichen. Ihrem Mörder ist Francis auf der Spur, ein nicht ganz reinrassiger Kater zwischen James Bond und Sherlock Holmes. Sein neues Revier wird von Kong, einem einfach strukturierten Schläger beherrscht. Blaubart, der Charles Bukowski im Viertel, begleitet Francis bei der abenteuerlichen Suche nach dem Mörder, die tief ins Reich der Dosenöffner, der Menschen eben, führt. Dabei kommt man am großen Miau der Claudandus-Sekte nicht vorbei, die Suche führt durch katzenbeseelte Katakomben und Computer. Kaum ist der Fall geklärt, stirbt die Wissenschaft ihren gentechnisch wohlverdienten Tod.

Zu viel des Menschlichen, zu schwer die Eingriffe ins tierische Erbgut? Das Buch erlaubt noch, den Figuren das Katzenfell so lange über die Ohren zu ziehen, bis der Mensch zum Vorschein kommt. Im Film dagegen sitzen, statt der Story, die Katzen in der ersten Reihe und zernagen ihre Krimivorlage. Nicht weil Trickfiguren per se naiver sind, - man denke an die Gromits -, auch nicht, weil der für ein Publikum ab 12 Jahren konzipierte Film eigens gewaltentschlackt wurde. Allein, weil die Felidae-Katzen aussehen wie die Kopie der Aristocats, fällt es schwer, irgendetwas Diabolisches zu imaginieren.

Akif Pirincci, sehr zufrieden mit der Verfilmung, macht sich nur verdächtig, wenn er beteuert: „Bei Disney sind Menschen dargestellt, die Tiermasken aufhaben. Meine Tiere sind vermenschlicht, aber der Charakter bleibt animalisch.“ Seine Tiere jedoch wurden, unter den Huth gebracht, zu unterhaltsamen Kuscheltieren. Aber so ist das nun mal mit Katzen. Dora Hartmann