: Nachschlag
■ „Liebe, Sex & Therapie“ von Tony Dunham im Stükke Theater
Liebe? Sex? Therapie? Das kennen wir doch? Da assoziieren wir doch automatisch – zum Beispiel – Männer, die nicht erwachsen werden wollen, Frauen, die sich ein Kind wünschen, Therapeutinnen, die alles nur noch schlimmer machen? Genau. Tony Dunhams Komödie „Liebe, Sex & Therapie“ verbindet altbewährte Zutaten zu einer Handlung ohne große Überraschungen. Christine, eine erfolgreiche Personalmanagerin, lebt seit vier Jahren mit dem ewigen Studenten Ulli zusammen. Sie ist ein hypersensibler Tränenkloß mit Vaterkomplex, er laboriert noch an der letzten gescheiterten Beziehung und schreibt einen Kriminalroman im Macho-Stil Raymond Chandlers. So recht lebenstüchtig sind sie beide nicht. Und so bekommt die selbsternannte Therapeutin Vera zwei neue Patienten und die Gelegenheit, bekannte feministische Tiraden über „männliche Jäger und weibliche Brutmaschinen“ zu halten.
Ein Stück aus der Beziehungs-Mottenkiste. Trotzdem gibt es immer wieder originelle Momente. In drei Kürzestszenen nähert sich der verlassene Ulli immer mehr dem Telefon. Kein Schwein ruft ihn an, keine Sau interessiert sich für ihn (außer einer Dame, die selbst gerade eine Beziehungskatastrophe hinter sich hat). Später wird Christine zur Christin, und Jesus hält Einzug in die Wilmersdorfer Eigentumswohnung der Wiedergeborenen. Die ausgefeilten Regieanweisungen entfalten ihren Witz leider nur beim Lesen des Stücks: „Er sitzt und wartet. Ich meine, was macht man schon, bis das Bier kommt?“
„Liebe, Sex & Therapie“ ist eine Koproduktion der Kölner „Confederacy of Fools“ und des Stükke Theaters, Tony Dunham führt selbst Regie. Die Bühne ist dreigeteilt: In der Mitte das Zentrum des Beziehungsdramas, ein roter Futon, rechts zwei Gesundheitshocker aus Veras Praxis, links zwei Barschemel. In einer wunderbaren Kneipenszene demonstriert das Pärchen seine verzweifelt-vergebliche Sehnsucht nach der alten Nähe. Um die Distanz beim Therapiegespräch zu zeigen, begnügt man sich dagegen mit körpersprachlichen Basics: Christine knöpft nervös den Blazer zu, Ulli verschränkt krampfhaft die Arme, während Vera milde lächelnd mit der unvermeidlichen halben Brille gestikuliert. In den meisten Szenen können Inge Blau, Karen Böhne und Matthias Unger das Tempo nicht halten, das das Stück vielleicht doch noch zu einem flotten Reißer machen könnte. Statt dessen bleibt's ein Gang um den Gemeinplatz: Männer und Frauen passen halt nicht zusammen. Miriam Hoffmeyer
Weitere Vorstellungen bis 26.11., Di.–Sa., 20.30 Uhr, im Stükke, Hasenheide 54, Kreuzberg.
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