Greenpeace sucht den Schatz im Silbersee

■ Weltweit immer weniger Spenden Jahreskongreß beschließt Sparprogramm

Berlin (taz) – Die fetten Jahre sind für Greenpeace vorbei, die Verteilungskämpfe ums knapper werdende Geld haben Wellen geschlagen. Über drei Millionen Dollar (4,5 Millionen Mark) muß die internationale Umweltorganisation einsparen. Auf der viertägigen Jahreshauptversammlung von Greenpeace International im tunesischen Tabarka einigten sich die VertreterInnen der 32 Ländersektionen nach heftigen Auseinandersetzungen auf ein Sparprogramm. Für die kommenden drei Jahre werden strikte Obergrenzen für die Ausgaben festlegt: 1995 wird der Haushalt einen Umfang von 28,6 Millionen Dollar (42,9 Millionen Mark) haben. 90 der 1.200 hauptamtlichen GreenpeacelerInnen müssen gehen.

Die Spendeneinnahmen gehen seit 1991 weltweit zurück. Schuld sei vor allem die wirtschaftliche Krise, glaubt die Sprecherin von Greenpeace International, Blair Palese. Aber auch regelrechte Anti-Greenpeace-Kampagnen, so etwa von seiten der kanadischen Holzindustrie, hätten in einigen Ländern zu finanziellen Schwierigkeiten geführt. In der Bundesrepublik hingegen, wo Greenpeace vor allem nach der Veröffentlichung eines kritischen Spiegel-Artikels 1991 Einbußen erlitt, zeigen sich die Förderer inzwischen wieder spendabel. Greenpeace Deutschland ist von den Sparbeschlüssen nicht betroffen.

Gerade weil die reichen Greenpeace-Sektionen ihr Budget nicht einschränken müssen, kam es zum Krach – zu einem Nord-Süd-Konflikt. Nur vier Länder, neben Deutschland die USA, die Niederlande und Großbritannien, finanzieren zu etwa 90 Prozent den internationalen Dachverband. Dies spiegelt sich in den Verbandsstrukturen wider: Nur zehn Länder sind stimmberechtigt. Die interne Demokratie war ein Thema auf der Jahresversammlung, doch einen Beschluß gab es nicht. Der Nord-Süd-Konflikt immerhin konnte entschärft werden. Die neu in den Vorstand gewählten Mitglieder stehen für die internationale Arbeit, ganz besonders in den Ländern des Südens, betont der Greenpeace-Direktor Richard Titchen. Die Länder im ehemaligen Ostblock und in Lateinamerika erhalten mehr Geld. Die 105 VertreterInnen sprachen sich einstimmig dafür aus, sich künftig nur noch auf vier Kampagnenfelder zu beschränken: Chemie und Giftmüll, Atomkraft und Atomwaffen, Schutz der Wälder und Ozeane sowie Klimaschutz. Man könne nicht länger versuchen, überall zu sein – darüber herrschte Einigkeit. Nicola Liebert

Tagesthema Seite 3