Schwer benebelt im Regen

■ Mit Imprägniersprays für Leder und Textilien werden häufig gesundheitsschädliche Chemikalien versprüht / Essigsaure Tonerde tut's auch

Anfang der achtziger Jahre sorgten sie für Schlagzeilen: Imprägniersprays. Viele Menschen hatten damals nach der Anwendung über Vergiftungserscheinungen geklagt. Auf welche Inhaltsstoffe die besondere Gefährlichkeit einzelner Produkte zurückzuführen war, konnte allerdings bis heute nicht endgültig geklärt werden.

ÖKO-TEST wollte jetzt wissen, ob auch die neuen Rezepturen gefährlich sind, und hat den Inhalt von 34 Spraydosen, Pumpzerstäubern und Flaschen untersucht. Das bedenkliche Ergebnis: Noch immer werden gesundheitsschädliche Chemikalien versprüht; „empfehlenswert“ sind nur drei Produkte - die Imprägnierbäder Water-Proofer (VauDe Sport) und Granger's Super-Pel, beide auf Wasserbasis, sowie die Tapir Stoffimprägnierung zum Auftragen.

Zu kritisieren sind dabei zunächst die häufig enthaltenen Treibgase Propan und Butan und die als Lösemittel eingesetzten Benzindestillate. In hohen Konzentrationen eingeatmet wirken sie narkotisierend, ständiger Kontakt mit ihnen führt möglicherweise zu schweren Gesundheitsschäden. Geringe Mengen können Atmungsorgane und Augen reizen. Und acht Produkte enthalten zudem krebsverdächtige halogenorganische Verbindungen.

Noch problematischer sind jedoch die eigentlichen Imprägnierwirkstoffe – zumeist sehr beständige Fluorcarbonharze, Silikonöle und –harze. Werden sie beim Sprühen eingeatmet, können sie sich auf die Bronchien legen und zu asthmaartigen Verkrampfungen führen. Falls sie bis in die Lunge gelangen, können sie die Lungenbläschen verkleben, den Austausch von Sauerstoff und damit die Atmung behindern. Da sie vom Körper nicht abgebaut werden, sammeln sich diese Imprägnierchemikalien dann auf Dauer in der Lunge. Beim wiederholten versehentlichen Einatmen selbst geringer Mengen könnte es deshalb zu gefährlichen Langzeitwirkungen kommen.

Die Argumentation der Industrie, daß Pumpzerstäuber in diesem Punkt besser seien als Sprays, weil sie größere, nicht lungengängige Tröpfchen versprühten, kann ÖKO-TEST nur bedingt nachvollziehen. Denn erfahrungsgemäß geben gute Pumpzerstäuber auch sehr feine Sprühnebel von sich, die dann wahrscheinlich auch lungengängige Partikel enthalten. Bis zu den Bronchien können die Substanzen allemal gelangen. Schlechte Pumpzerstäuber mögen zwar den Wirkstoff in großen Tropfen auf die jeweiligen Textilien spritzen. Doch dann sollte man diesen auch besser gleich mit einem Schwamm auftragen, wie es die Firma Tapir bisher als einziger Hersteller im Test für seine Tapir Stoffimprägnierung empfiehlt.

Ein in jeder Hinsicht umwelt- und gesundheitsverträgliches Imprägniermittel für Naturfasern ist essigsaure Tonerde, die es in Apotheken oder Bioläden zu kaufen gibt. Das – gewaschene – Kleidungsstück wird in einer Lösung aus neun Litern Wasser plus ein Liter essigsaure Tonerde über Nacht eingeweicht und dann getrocknet. Kleidung aus Baumwolle oder Baumwoll-Mischgeweben läßt sich auch trocken mit einem Block Grönland-Wachs von der Firma Fjällräven imprägnieren. Das Wachs wird dünn und gleichmäßig auf den Stoff gerieben und eingebügelt oder mit der Heißluft eines Haartrockners fixiert.

Peter Hermes