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Vom Almosen zum Lockmittel für Betriebe

■ Sozialhilfe als Lohnkostenzuschuß: Versuch von Behörde und Handwerkskammer

Nicht länger verschämtes Almosen, sondern kleines Lockmittel für Arbeitgeber – dazu soll sich die Sozialhilfe in Hamburg künftig mausern. Denn ab sofort können SozialhilfeempfängerInnen ihre Stütze als Lohnkostenzuschuß in ein neues Arbeitsverhältnis einbringen.

Der rasante Abbau von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch die Bundesregierung ließ im vergangenen Jahr in der Hamburger Sozialbehörde die Einsicht wachsen, daß nun eigene Arbeitsmarktkonzepte vonnöten sind. Das gestern von Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel präsentierte Modellvorhaben LKF (Lohnkostenförderung) ist Ergebnis dieser Überlegungen. Es soll privaten Arbeitgebern durch einen staatlichen Lohnkostenzuschuß den Anreiz bieten, SozialhilfeempfängerInnen zu Lohn und Brot zu verhelfen.

Voraussetzung ist, daß die HilfeempfängerInnen seit sechs Monaten erwerbslos sind und keine Leistungen vom Arbeitsamt bekommen. Der Arbeitgeber muß sich verpflichten, einen Arbeitsplatz zu Tariflohn mit mindestens 18 Wochenstunden für wenigstens ein Jahr bereitzustellen. Der Förderbetrag kann dann je nach Familienstand und Miethöhe bei Alleinstehenden zwischen 650 und 1000 Mark, bei Menschen mit Kindern zwischen 1150 und 2000 Mark betragen. Bezuschußt werden allerdings maximal zwei Jahre.

Bietet der Arbeitgeber einen unbefristeten Job an, kassiert er im ersten Jahr 100 Prozent der Sozi, dann 75 und im letzten halben Jahr 50 Prozent (befristeter Job: erst 75, dann 40 Prozent). Allzu große Hoffnungen, daß dieses Vorhaben der Renner auf dem Arbeitsmarkt werden könnte, hat die Senatorin jedoch nicht: „Wir werten es bereits als Erfolg, wenn wir im kommenden Jahr 50 bis hundert Menschen auf diese Weise vermitteln können.“

Unterstützung erhält die Behörde dabei von der Hamburger Handwerkskammer: Die will ab Januar 1995 eine eigene Vermittlungsagentur für Arbeitslose und SoziempfängerInnen ins Rennen schicken. Rund 1300 kleine und mittlere Handwerksbetriebe melden derzeit 600 offene Stellen, doch nur jeder dritte Betrieb, so beklagte Jürgen Hogeforster, Geschäftsführer der Handwerkskammer, schalte bei der Personalsuche das Arbeitsamt ein. Mit der neuen Agentur wolle man diesen Betrieben nun Analysen über künftige Qualifikationsbedarfe, Hilfen bei der Personalplanung und bei Weiterbildungsmaßnahmen anbieten. sako

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