Hartnäckiger Harburger Hanfling

■ Drogenfahnder gehen wieder gegen Haschisch-Verkauf in Kneipe vor / Gesetzeslage zwingt angeblich zum Eingreifen Von Kai von Appen

Während die Lübecker Richter gegenüber Hasch-Händlern Großzügigkeit zeigen, geht Hamburgs Polizei weiterhin konsequent gegen offenen Cannabis-Deal vor. Rauschgiftfahnder filzten am Mittwochabend den vor drei Monaten eröffneten Coffee–Shop „Yaqui“ in der Harburger Denickestraße nach Cannabis-Produkten. Neun Personen – darunter einer der Betreiber – wurden vorübergehend festgenommen und 220 Gramm Haschisch sowie 380 Gramm Marihuana sichergestellt. Polizeisprecher Hartmut Kapp: „Es gab Hinweise auf einen gewerbsmäßigen Handel mit Cannabis-Produkten, und der ist nach dem Betäubungsmittelgesetz strafbar.“

Doch das Ergebnis vermochte auch niemanden zu überraschen. Denn die Betreiber des Coffee-Shops gehören zu den Vorkämpfern für die Legalisierung des offenen Verkaufs von solchen Waren und machen keinen Hehl daraus, daß bei ihnen Hasch und Marihuana gegen Cash über den Tresen wandern.

Dennoch kam für „Yaqui“-Mitbetreiber Oliver Hönck die Razzia überraschend. „Vor rund zwei Monaten war ein Fahnder vom Rauschgiftdezernat bei uns, hat sich umgesehen und gesagt, daß sei alles nicht so schlimm, solange wir nicht an die Presse gehen.“ Im Juni war Höncks Bistro „Buffy“ – nur 300 Meter vom „Yagui“ entfernt – geschlossen worden, weil er dort offiziell Haschisch verkauft hatte. Hönck hatte schon damals angekündigt, unverzüglich einen neuen Coffee-Shop aufzumachen.

Die Polizei dementiert etwaige Geheimabsprachen. „Ein Beschuldigter in einem Strafverfahren darf ungestraft lügen. So etwas tut das Rauschgiftdezernat auf jeden Fall nicht“, beteuert Kapp, „die Polizei geht nach der derzeitigen Gesetzeslage weiterhin konsequent gegen gewerbsmäßigen Handel vor.“

Dennoch verblüfft es, wieso Hönck – mit seiner Vorgeschichte – dann doch drei Monate ungehindert für den Joint-Nachschub in Hamburgs Süden sorgen konnte. Kapp: „Wir müssen eine Straftat beweisen. Das dauert manchmal, da muß man manchmal was für tun, um die Sache rund zu machen.“ Welche Maßnahmen ergriffen werden, bleibe allerdings der Polizei überlassen. Kapp: „In diesem Fall haben wir das Lokal durchsucht.“ Neben den Cannabis-Produkten und Rauchutensilien sei eine „betriebsbereite Aufzuchtanlage für Cannabispflanzen“ entdeckt worden.

Oliver Hönck und seine Mitstreiter für die Cannabis-Legalisierung werden trotz dieses zweiten Schlags nicht aufgeben. „Wir machen weiter. Ich werde heute nachmittag wieder öffnen“, so Hönck gestern zur taz. Der Verlust der beschlagnahmten Rauschmittel schmerzt allerdings doch. Hönck: „Das war hervorragende Ware.“