Öko-Golf in „grüner Kulisse“?

■ In Blumenthal-Schwanewede erhitzt ein geplanter Golfplatz die Gemüter

Ein echter Golfer tritt nicht einfach einem Golfclub bei. Das machen vielleicht Menschen, die Fußball spielen wollen. Ein echter Golfer sucht sich ein paar andere echte Golfer und gründet einen Verein. Und dann baut er einen Golfplatz irgendwo mitten in die Landschaft. Ein solches Großprojekt erregt derzeit die Gemüter im Bremer Norden und in der Gemeinde Schwanewede: Direkt auf der Grenze zwischen Bremen-Blumenthal und Schwanewede, entlang des Flusses Blumenthaler Aue und teilweise im Landschaftsschutzgebiet will der Golfclub „Bremer Schweiz“ 85 Hektar Wiese, Weide und Ackerland in Bahnen, Greens und Löcher verwandeln. Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber bereits heftig umkämpft.

Die „Bremer Schweiz“ hat bisher acht Gründungsmitglieder, die einmal auf 750 anwachsen sollen. Zusammen müssen sie sechs Millionen Mark für das Projekt aufbringen, meint Reiner Giese vom Verein. Entstehen soll eine Bahn mit 18-Löchern und internationalem Standard. „Internationale Turniere wird es hier aber nie geben, dafür liegen wir zu abseits und auch die Bahnen sind zu klein“, meint Giese. Die Pläne für den Platz gibt es seit Jahren, inzwischen sind auch die Pachtverträge mit den drei Bauern geschlossen, die ihr Land den Golfern überlassen wollen. Allerdings haben die Verträge eine Rücktrittsklausel.

Die könnte sich bezahlt machen. Denn ob das Projekt zustande kommt, steht noch in den Sternen. Der Gemeinderat Schwanewede, der die Planung unterstüzten sollte, ist gespalten (CDU und Wählergemeinschaft dafür, SPD und Grüne dagegen) – und hat vor knapp zwei Wochen erst einmal beschlossen, nichts zu beschließen, sondern ein Gutachten zur ökologischen Vertreäglichkeit abzuwarten. Der Antrag der Golfer liegt derweil bei der Kreisverwaltung in Osterholz.

Vor allem aber trommeln UmweltschützerInnen aus Bremen-Nord und Schwanewede gegen das Projekt. Ein Raum von „herausragender Bedeutung für Natur und Landschaft“ wäre betroffen, argumentiert Lüder Kreft von Naturschutzbund (NABU) in Schwanewede. „Mit der Blumenthaler Aue hat in unserer Gemeinde ein naturnaher Geestbach mit kaum vebauten Ufern überlebt“, nicht umsonst sei 1991 ein Altarm des Flusses unter Schutz gestellt worden und ein Teil des Gebietes als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Der Golfplatz bedeute eine „dauerhafte Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes“ in der Blumenthaler Aue.

Da sind die Golfer ganz anderer Meinung. Für sie kann der Gegend gar nichts Besseres passieren, als einen Golfplatz verpaßt zu bekommen. Schließlich wolle man Biotope anlegen und vor allem den intensiven Ackerbau ablösen: „Unsere Spielbahnen sind ökologisch wesentlich wertvoller als der Maisacker, der da jetzt steht“, meint Giese. Ein Gutachten werde das zeigen. Unterstützung sieht der Golfer auch aus den Reihen der Bremer Stadtwerke, die ihm versichert hätten, dem Wassereinzugsgebiet Blumenthal sei ein Golfplatz wesentlich lieber als ein überdüngter Acker. Das zeige eine Untersuchung aus Verden. „Wir haben das überprüft, und in Verden gibt es eine solche Untersuchung überhaupt nicht“, meinen die UmweltschützerInnen.

Der grenzüberschreitende Golfplatz liegt außerdem mit etwa vier Löchern im Bremer Landschaftsschutzgebiet. Bisher, sagt Hans-Werner Blank vom Umweltsenator, liege noch kein Antrag auf Aufhebung des LSG bei ihm vor. „Aber wir haben die Position, grundsätzlich den Landschaftsschutz für Golfplätze nicht aufzuheben.“ Die Behörde stützt sich auf die Aussage des Bremer Landesnaturschutzbeirats.

Dessen Mitglied, der Bremer Biologieprofessor Michael Schirmer, stellt Golfplätzen allgemein ein vernichtendes Zeugnis aus: „Das ist nur eine grüne Kulisse. Es gibt große offene Flächen, ein bißchen Buschwerk, aber keinen Platz, wo Tiere ungestört leben können, weil immer und überall ein Ball einschlagen kann.“ Auch die Frage Gülleacker oder Golfplatz ist für Schirmer keine Alternative: „Das hieße, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. natürlich ist ein Gülleacker aus biologischer Sicht nicht hinnehmbar, besonders nicht in einem Wasserschutzgebiet. Aber die Bewirtschaftung läßt sich ja ändern. Wenn da aber erst einmal ein Golfplatz steht, dann kriegt man den so schnell nicht wieder weg.“ bpo

bpo